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herzlichst
UdoEuro am Abgrund – Schweiz weist den Ausweg
Von Charles Wyplosz, Finanz+Wirtschaft.Der Euro steckt in einer kritischen Phase. Politische Fehlentscheide haben die Krise noch verschärft. Den Weg für eine mögliche Lösung zeigen die Schweiz und Deutschland.
Der Autor dieses Beitrags, Charles Wyplosz, ist Professor für Volkswirtschaft am Institut Universitaire de Hautes Etudes Internationales der Universität Genf und forscht am Centre for Economic Policy Research (CEPR) in London.
Die Schuldenkrise in Europa wächst sich zu einem Desaster aus. Politische Fehlentscheide haben die ohnehin heikle Situation noch verschlimmert. Zum ersten Mal ist der Euro in seiner Existenz bedroht. So hätte es nicht sein müssen. Nun gilt es für die Regierungen, ihr Vorgehen ernsthaft zu überdenken und ihr Urteilsvermögen zu schärfen.
Als Ende 2007 die Finanzmärkte die Staatsschulden Griechenlands, Portugals, Spaniens und Irlands immer tiefer zu bewerten begannen, ging einzig Irland entschlossen dagegen vor. Die anderen Länder blieben untätig. Der Lehman-Kollaps im September 2008 verschlimmerte die Situation für die Club-Med-Staaten erst recht. Doch auch da liess ihre Reaktion auf sich warten. Dann kam in Griechenland eine neue Regierung an die Macht. Die Märkte erwarteten, dass Athen rasch Massnahmen umsetzt. Als diese ausblieben, spitzte sich die Lage zu.
Regeln missachtet
Was das Vorgehen in einer solchen Krise angeht, bietet das Regelwerk der Union eine simple Antwort: Die No-Bailout-Klausel des Eurovertrags verbietet es den Regierungen, der Europäischen Kommission und der Europäischen Zentralbank (EZB), für die Verbindlichkeiten eines anderen Landes der Eurozone einzustehen. Tritt ein Land der Währungsunion bei, gibt es seine eigenständige Geldpolitik auf, behält aber die vollumgängliche Souveränität in Haushaltsfragen. Für ihre Staatsschulden ist somit jede Regierung allein verantwortlich.
Das soll verhindern, dass Mitgliedstaaten fiskalische Disziplinlosigkeit walten lassen in der Hoffnung, die anderen würden im Notfall zur Stützung des Euros zu Hilfe eilen. Wie es scheint, fürchten die Regierungen die Folgen der Griechenlandkrise für die Gemeinschaftswährung tatsächlich: Sie haben kurzerhand beschlossen, die No-Bailout-Klausel zu ignorieren. Damit haben sie eine Verknüpfung hergestellt zwischen den griechischen Staatsschulden und dem Euro.
Sobald diese Verknüpfung etabliert war, hatten die Finanzmärkte allen Grund, mit einem Bailout zu rechnen. Für eine Rettungsaktion war allerdings kein Prozedere vorgesehen, denn das Gesetzeswerk schliesst eine solche ja eben aus. Dann begannen sich die Fehlentscheide zu häufen. Zuerst wollte Europa es «allein schaffen» und forderte Griechenland auf, sich nicht an den Internationalen Währungsfonds (IWF) zu wenden. Im Gegenzug wurde ausreichend Hilfe zugesichert. Notkonferenzen wurden abgehalten und «Hilfspakete» angekündigt, allerdings ohne deren Einzelheiten zu nennen.
Die kolportierten Beträge – in der Grössenordnung von 10 Mrd. € – waren völlig unrealistisch. Schon bald wurde klar, dass von konkreten Rettungsplänen keine Rede sein konnte: Es mangelte sowohl an Knowhow als auch an Einigkeit zwischen den Mitgliedstaaten. Jede neue Meldung über einen Rettungsplan machte die Sache nur schlimmer, weil den Märkten mit jedem Mal die Ratlosigkeit der Regierungen vor Augen geführt wurde. Deutschland trug den Gruppengedanken anfänglich mit, merkte aber schon bald, dass das Vorhaben unglaublich viel komplexer und teurer werden würde als ursprünglich angenommen. Doch alle seine Versuche, die Notbremse zu ziehen, scheiterten. Dafür war es schon zu spät.
Schliesslich wurde der IWF trotzdem um Hilfe ersucht. Das von ihm erarbeitete harte Programm nannte endlich einen Betrag – 100 Mrd. € –, der sich in einer realistischen Grössenordnung bewegte. Die Glaubwürdigkeit war aber bereits dahin. Die Märkte nahmen auch die übrigen Sünder ins Visier. Als Spanien und Portugal die Krise ebenfalls zu spüren bekamen, wuchs die Problematik zu neuen Dimensionen, denn Spanien ist eine grosse Volkswirtschaft, und das nächste Opfer könnte Italien sein.
Auf Drängen der USA und mit reger Beteiligung des IWF wurde ein neuer Rettungsplan über 750 Mrd. € bekanntgegeben. Gleichzeitig sagte die EZB zu, gefährdete staatliche Schuldpapiere aufzukaufen, und stoppte so den Kursverfall, da sie die Kurse quasi gegen unten absicherte. Das brachte endlich die lang ersehnte Verschnaufpause. Jetzt hat Europa etwas Zeit, die Lage zu analysieren und, hoffentlich, das weitere Vorgehen zu planen. Die Situation ist allerdings alles andere als rosig.
Zunächst gilt es die nähere Zukunft zu betrachten. Das Griechenland auferlegte Sparprogramm ist äusserst ………
Zusammengefasst:
Da kam also ein Neumitglied auf den Trichter, eine wohlbegründete Klausel im Beitrittvertrag zur EU-Währungsunion zu ignorieren (?) oder war das so zu verstehen, die haben das für sich herausgestrichen????
Die No-Bailout-Klausel des Eurovertrags verbietet es den Regierungen, der Europäischen Kommission und der Europäischen Zentralbank (EZB), für die Verbindlichkeiten eines anderen Landes der Eurozone einzustehen.
Dumme Frage: Es gab ja einen Gegenpart…. das heißt die bisherigen Mitglieder und die haben einfach gesagt: "Sch… drauf" die werden trotzdem Mitglied??? Oder haben einfach nur sämtliche Augen und Hühneraugen zugedrückt "ist ja nur ne Formalität" ….
Das soll verhindern, dass Mitgliedstaaten fiskalische Disziplinlosigkeit walten lassen in der Hoffnung, die anderen würden im Notfall zur Stützung des Euros zu Hilfe eilen. Wie es scheint, fürchten die Regierungen die Folgen der Griechenlandkrise für die Gemeinschaftswährung tatsächlich: Sie haben kurzerhand beschlossen, die No-Bailout-Klausel zu ignorieren.
und dann…
Sobald diese Verknüpfung etabliert war, hatten die Finanzmärkte allen Grund, mit einem Bailout zu rechnen. Für eine Rettungsaktion war allerdings kein Prozedere vorgesehen, denn das Gesetzeswerk schliesst eine solche ja eben aus.
was sitzen da für "Fach"leute in der EU Kommission???
Dann begannen sich die Fehlentscheide zu häufen. Zuerst wollte Europa es «allein schaffen» und forderte Griechenland auf, sich nicht an den Internationalen Währungsfonds (IWF) zu wenden. Im Gegenzug wurde ausreichend Hilfe zugesichert. Notkonferenzen wurden abgehalten und «Hilfspakete» angekündigt,
😕
>:( >:( >:(🙁
:-X
und jetzt hammer den Salat! :'(
Nix gegen die griechische Bevölkerung… 🙂
man könnt sogar sagen: Cool die schlitzohrigen GR Politiker
Vielleicht geht es bei den EURO-Verantwortlichen in dieser Misere so ähnlich zu wie bei den Banken. Siehe untige Untersuchung. Viel Geld vernebelt das Wesentliche.
Herzliche Grüsse
UdoWie hohe Boni die Leistung beeinflussen
Ein renommierter Verhaltensforscher hat die Behauptung der Banker getestet, wonach hohe Boni aussergewöhnliche Leistungen entschädigen. Seine Ergebnisse demontieren einen Mythos der Finanzwelt.
Je höher der Bonus, desto schlechter die Leistung: Bankmanager griffen auch dann noch üppig zu, wenn es mit ihren Instituten abwärts ging.
Hat die scheinbaren «Naturgesetze» zu den Boni untersucht: «Behavioural-Finance»-Professor Dan Ariery.
Exorbitante Boni werden von Bankern oft mit der aussergewöhnlichen Leistungsfähigkeit der Bezahlten begründet. Damit würden sie der Bank zu hohen Gewinnen verhelfen, weshalb auch die Aktionäre als Besitzer der Finanzinstitute an solchen Zahlungen interessiert sein müssten. Bisher wurde an solchen Boni vor allem kritisiert, dass sie die Banker dazu verleiten, höhere Risiken einzugehen, was der Bank zwar kurzfristig höhere Gewinne bringen könne, mittelfristig das Institut aber in Gefahr bringt.
Dan Ariely, ein in den USA bekannter Buchautor und Verhaltensforscher der Finanzmärkte («Behavoural Finance»), der am rennommierten MITin Boston lehrt, bringt noch viel fundamentalere Einwände gegen die Argumentation der Banken an «Wenn finanzielle Entschädigungen sehr hoch werden, kann das kontraproduktiv sein, denn sie schmälern die Leistung»
Tests in Indien und am MIT
Wie er in seinem am Dienstag in den USA erschienenen Buch «The Upside of Irrationality» beschreibt, hat er sowohl in Indien, wie am MIT Experimente durchgeführt. Dabei wurden Leute für das Lösen von vordefinierten Aufgaben verschieden entlöhnt. Die indischen Teilnehmer des Experiments mussten Aufgaben erfüllen, die ihre Aufmerksamkeit, ihr Erinnerungsvermögen, ihre Konzentration und ihre Kreativität erforderten. Sie wurden in drei Gruppen eingeteilt. Eine Gruppe wurde bei guten Resultaten unterdurchschnittlich, die zweite mittelmässig und die dritte sehr hoch bezahlt. Die schlechte Bezahlung entsprach einem Tageslohn, die mittlere jenem für zwei Wochen und die sehr hohe einem Monatslohn.
Von Dan Ariely befragte Wirtschaftsstudenten prognostizierten klar, dass die bestbezahlte Gruppe auch die besten Leistungen erbringt. Das hat den Forscher nicht überrascht, denn in der Businesswelt habe diese Annahme die Bedeutung eines Naturgesetzes. Im Experiment wurde sie allerdings klar widerlegt. Bei sämtlichen Aufgaben hat die Gruppe mit der höchsten erreichbaren Bezahlung am schlechtesten abgeschnitten.
Nur mechanische Leistungen werden durch Boni gesteigert
Bei den anderen beiden Gruppen zeigten sich kaum Leistungsunterschiede. In seinen Versuchen am MIT – die mit Studierenden durchgeführt wurden – ging Ariely leicht anders vor. Hier mussten die Versuchspersonen zwei Arten von Aufgaben innerhalb von vier Minuten lösen: Beim einen Test mussten sie Additionsaufgaben lösen, womit rudimentäre kognitive Fähigkeiten abverlangt wurden, beim anderen möglichst schnell auf einer Tastatur tippen, was rein mechanische Fähigkeiten erfordert. Ariely hat diesmal zwei Gruppen gebildet: In einer konnten die Teilnehmer sehr hohe «Boni» von 600 Dollar für nur vier Minuten Einsatz verdienen, in einer zweiten bloss 60 Dollar.
Bei den einfachen rechnerischen Fähigkeiten zeigte sich dasselbe Resultat wie in Indien: Die Gruppe mit den sehr hohen erreichbaren Boni schnitt schlechter ab. Nur bei den rein mechanischen Aufgaben war diese Gruppe besser. Leistungen, wie sie von Bankmanagern erbracht werden müssen, sind eher kognitiver als mechanischer Art. Die Resultate lassen daher vermuten, dass hochbezahlte Bankmanager gerade wegen den hohen Boni schlechtere Arbeit liefern. «Ich würde wetten, dass für die meisten Banker ein Multimillionendollar-Bonus kontraproduktiv ist, weil er Stress und Ängste hervorruft, um den Bonus nicht zu verpassen. Der Gedanke daran lenkt von den eigentlichen Aufgaben ab», schreibt Ariely in einem Blogbeitrag zu seinem Buch. Als Praxisbeleg für seine These führt der Professor an, dass es die äusserst hoch bezahlten Banker waren, die der Welt in den vergangenen Jahren ein wirtschaftliches Fiasko beschert haben.
Banker wollten sich nicht testen lassen
Der Verhaltensforscher hat seine Untersuchungen auch einer Gruppe von führenden Bankmanagern präsentiert. Diese erklärten ihm wenig überraschend, dass sich seine Resultate nicht auf ihr Business übertragen lasse. Ariely bat die Banker darauf, gleich selbst an einem Experiment teilzunehmen, das entsprechende Budget wollte er beschaffen. Die Banker gingen nicht auf das Angebot ein.
Ariely macht klar, dass sich aus seinen Resultaten nicht der Schluss ziehen lasse, tiefere Löhne würden die Leistung erhöhen: «Ich will nur einwenden, dass die Kompensation eine komplexe Angelegenheit ist, die komplexe ökonomische Anreize betrifft, aber auch Stress und weitere Aspekte der menschlichen Psychologie, die wir oft nicht verstehen und auch nicht in Betracht ziehen.»
wir dachten noch Griechenland wäre eine Katastroph für die EU… lest mal:
The crisis that triggered the Flash Crash — the European debt disaster — is just beginning.
Why? The reason is obvious: The European debt crisis has investors more nervous than a long-tailed cat in a roomful of rocking chairs. And it is now spreading …
* Spain is on the brink right now: If you thought the debt crisis in Greece was bad, wait till you see what’s coming next! The New York Times reports that “the focus of Europe’s problem is rapidly shifting from Greece to Spain, one of the world’s largest economies.”
In fact, Spanish authorities have just seized a major bank there and forced the merger of four others in trouble. Even more Spanish bank failures are on the way as a result of Spain’s own real estate meltdown.
How much could this hurt our markets? Consider the facts:
Until now, yes, Greece was the great nemesis that caused nearly all of the panic. But Greece has only $236 billion in external debts. Spain has $1.1 trillion, or FIVE times more.
http://economicrot.blogspot.com/2010/06/red-alert-dow-implosion-imminent.html#links
Damit sich die Griechen im Forum nicht so alleine fühlen. Nicht nur bei ihnen ist sparen und verzichten auf der Agenda.
Auch unsere Regierung plant schon für uns. Hier aus der Financial Times Deutschland Ausgabe ein Auszug:
Auszug aus der FTD:
Was ist dran an den Gerüchten, er wolle die Steuern erhöhen? Wolfgang Schäuble macht eine kurze Pause. "Fragen dürfen Sie ja – aber mit dieser Frage muss ich Sie bis zum Wochenende alleine lassen."
Am Dienstagvormittag sitzen die drei Parteichefs der Koalition, Angela Merkel, Guido Westerwelle und Horst Seehofer , zusammen im Kanzleramt. Es geht um die Vorbereitung der Kabinettsklausur am Sonntag, den großen Auftritt der großen Sparer, dachte man jedenfalls. Doch was Schäuble den Parteichefs präsentiert, klingt eher nach einer Agenda für Abkassierer.
An die ermäßigten Mehrwertsteuersätze will der Minister ran, die Tabaksteuer soll steigen. Eine neue Brennstoffsteuer für Atomstrom könne man einführen, ebenso eine Abgabe auf Flugtickets. Aber dabei bleibt es nicht: Schäuble will auch den Solidaritätszuschlag erhöhen, von 5,5 Prozent auf acht Prozent. "Gesundheitssoli" heißt der Plan, weil der Finanzminister damit den Zuschuss für die Krankenkassen bezahlen will.
Seehofer und Westerwelle sind entsetzt. Beide haben im Wahlkampf Steuersenkungen versprochen.<a href="http://www.ftd.de/politik/deutschland/:haushaltskonsolidieru…
„>http://www.ftd.de/politik/deutschland/:haushaltskonsolidieru…Nebenbei: Urlaubs- und Weihnachtsgeld ist auf dem Rückzug. Viele erhalten es bereits nicht mehr tlw. durch "freiwilligen" Verzicht zugunsten ihrer Arbeitsplätze (ohne Garantieanspruch)
«Die Ratingagenturen vom hohen Ross holen»
Keine brauchbaren Informationen zur Früherkennung von Problemen: Der Schweizer Wirtschaftsprofessor Thomas Straubhaar wirft den Agenturen vor, in der Euro-Krise versagt zu haben.
(Amerikanische Staatsschulden: 13’050’826’000’000 Dollar)
Der Schweizer Ökonom Thomas Straubhaar ist Direktor des Hamburgischen Weltwirtschaftsinstitut (HWWI).
Finanzkrise Brüssel will den Ratingriesen auf den Leib rücken
Für die drei Giganten Fitch, Standard & Poor’s und Moody’s kommen härtere Zeiten. Die EU-Kommission will die Ratingagenturen europäischer Kontrolle unterstellen. Die künftige Börsenaufsicht Esma mit Sitz in Paris soll für Transparenz sorgen und Bussen verhängen oder Lizenzen entziehen können. (Stephan Israel, Brüssel)Sie gelten als neue Bösewichte der Finanzmärkte: Ratingagenturen verteilen Noten, beurteilen die Kreditwürdigkeit von Unternehmen, Banken und Staaten. Je schlechter die Note beziehungsweise die Bonität, desto teurer wird es für den Marktteilnehmer, sich Geld zu besorgen. So wurde Griechenland schrittweise herabgestuft, bis Panik ausbrach und Athen auf Hilfe angewiesen war.
Die Ratingagenturen sind nicht erst seit der Euro-Krise in der Kritik. Der Ruf nach Regeln für eine kleine, aber mächtige und bisher völlig unkontrollierte Branche kam bereits nach der Finanzkrise vor zwei Jahren. Erste Regeln sollten auf Ende Jahr in Kraft treten, erscheinen aber mit der Euro-Krise bereits als überholt. Deshalb schlug EU-Kommissar Michel Barnier gestern vor, dass die nationalen Behörden die Kontrolle über die Ratingagenturen an die europäische Börsenaufsicht abtreten sollen.
Statt den nationalen Behörden sollen europäischen Aufseher das Register der lokalen Filialen der Ratingriesen führen. Sie sollen Bussen in der Höhe von bis zu 20 Prozent des Umsatzes einer Niederlassung verhängen und notfalls die Lizenz einer nationalen Agenturfiliale entziehen können. Fitch und Co. müssen Interessenskonflikte und Infos über Bewertungsmethoden offenlegen. Neu soll eine Ratingagentur der Konkurrenz ihre Berechnungsmodelle bei Neubewertungen zur Verfügung stellen.
Die EU-Kommission schlägt eine europäische Aufsicht für die Ratingagenturen vor. Geht der Vorschlag aus Brüssel weit genug?Die Richtung stimmt, aber die EU müsste noch weiter gehen. Entscheidend ist, die Finanzierungsgrundlage der Ratingagenturen zu ändern. Heute werden sie als Schiedsrichter von den Spielern auf den Finanzmärkten bezahlt. Dass hier Unabhängigkeit und Unparteilichkeit mehr als gefährdet sind, darf wirklich nicht erstaunen.
Was wäre aus Ihrer Sicht noch nötig?
Ein Ansatz könnte eine Pflichtabgabe auf den Aktienhandel sein. Da müssten alle einzahlen, die an Bewertungen durch unabhängige Ratingagenturen interessiert sind und davon profitieren. Eine Offenlegung der Bewertungsmodelle und eine strengere Aufsicht über die Interessenverflechtungen der Ratingagenturen wären weitere Schritte. Und bei nachweislichen Fehlern sollten die Ratingagenturen auch verklagt werden können, um Schadenersatzforderungen zu ermöglichen.Sind die Ratingagenturen die Sündenböcke für die Euro-Krise? Nein, natürlich nicht. Die Ursache sind und bleiben die Staatsschulden der Euroländer. Aber die Ratingagenturen haben sich ganz offensichtlich und ganz grundsätzlich als unfähig erwiesen, den von ihnen erwarteten Aufgaben gerecht zu werden. Sie liefern keine brauchbaren Informationen zur Früherkennung von Problemen. Sie sehen Krisen nicht im Voraus, und sie reagieren nur im Nachhinein.
Sind die schlechten Noten für die hoch verschuldeten Euroländer nicht gerechtfertigt? Werden die Ratingagenturen als Überbringer schlechter Nachrichten bestraft?
Ja, die schlechten Noten sind gerechtfertigt, aber sie hätten schon viel früher verteilt werden müssen, gerade von den Ratingagenturen. Diese haben mit ihren Bewertungsänderungen zur Krisenverschärfung statt zur Krisenverhinderung beigetragen. Das war bei Griechenland der Fall, es drohte bei Spanien und Portugal, und es droht in diesen Tagen auch bei Frankreich.Sie sagen, die Ratingagenturen hätten die Euro-Krise verschärft. Wird da nicht die Wirkung der Agenturen überschätzt?
Leider nicht. Die Ratingagenturen haben für private und staatliche Akteure am Kreditmarkt ein Gewicht, das sie in keiner Art und Weise verdienen. Ihr Urteil bestimmt über Gedeihen oder Verderben von Firmen, weil die von den Ratingagenturen festgelegte Bonität die Kreditzinsen bestimmt. Ratingagenturen haben in der Finanzmarktkrise eine so jämmerliche Rolle gespielt, dass es an der Zeit ist, sie von ihrem nahezu hochrichterlichen Ross der Unfehlbarkeit herunterzuholen und sie zu normalen Mitspielern auf dem Parkett der Finanzmärkte zu degradieren.Welche Rolle spielt die Tatsache, dass die drei Agenturen ihren Sitz im angelsächsischen Raum haben?…..
>> Quelle und ganzer Artikel«Europa ist auf einem gefährlichen Weg»
Mit der Rettung Griechenlands habe sich Europa in eine schwierige Situation manövriert, sagt der deutsche Starökonom Hans-Werner Sinn.
Hans-Werner Sinn am Swiss Economic Forum in Interlaken: Der deutsche Starökonom geht mit Deutschland und Europa hart ins Gericht.
Zur PersonHans-Werner Sinn (62) ist einer der wichtigsten Ökonomen Deutschlands. Er leitet das Münchner ifo Institut für Wirtschaftsforschung. Dieses Interview wurde am Swiss Economic Forum in Interlaken geführt.Herr Sinn, wie fühlen Sie sich im Moment als deutscher Staatsbürger?
Hans-Werner Sinn: Ich bin etwas entsetzt über die Politik meines Landes und die Massnahmen, denen die Bundesregierung auf europäischer Ebene in letzter Zeit zugestimmt hat.Sie sprechen das Rettungspaket an, das Deutschland geschnürt hat, um Griechenland zu stützen. Sie halten das offenbar für den falschen Weg.
Das Gewährleistungsgesetz, das nicht nur für Griechenland, sondern für alle Euroländer gedacht ist, bedeutet einen fundamentalen Paradigmenwechsel. Mit ihm wird Tür und Tor für die Fortsetzung einer ausufernden Schuldenpolitik geöffnet.Mit anderen Worten: Diese Hilfsaktion sendet ein falsches Signal an andere angeschlagene Staaten wie Portugal, die nun wissen, dass ihnen die EU schlimmstenfalls zu Hilfe eilt.
So ist es. Man muss zwar in der Tat retten und zu Hilfe eilen, aber erst müssen die Banken zur Kasse gebeten werden. Sonst verleihen sie ihr Geld auch in Zukunft ohne jede Sorgfalt. Zu viel Geld fliesst in die Länder der südwesteuropäischen Peripherie und geht so der Verwendung in Deutschland und der Schweiz verloren.Viele Länder haben in der Krise ihre Verschuldung erhöht. Nun wird Griechenland von denselben Ländern mit Milliarden unterstützt. Manövriert sich Europa in eine Schuldenspirale?
Europa ist auf einem äusserst gefährlichen Weg. Es war zwar richtig, in der akuten Krise Gegensteuer zu geben, indem man eine höhere Staatsverschuldung in Kauf genommen hat. Jetzt aber innerhalb Europas eine Transferunion zu errichten, indem die einen Länder die Schulden der anderen übernehmen, ist ein Schritt, den ich für unakzeptabel halte.Ist der Euro eine Fehlkonstruktion?
Ich halte den Euro für einen richtigen und wichtigen Schritt in der europäischen Geschichte.Aber?
Der Euro wird jetzt zu einer Haftungsgemeinschaft. Das ist gefährlich.Sie sagen, die Griechen müssen ihre Löhne massiv senken, um die Krise zu überwinden, befürchten aber gleichzeitig, dass dies zu einem Bürgerkrieg führen könnte. Was hat Griechenland für Alternativen?Erstens könnten wir den Griechen die Güter, die sie nicht bezahlen können, fortwährend schenken. Das will ich aber nicht und Sie wahrscheinlich auch nicht. Zweitens könnte Griechenland aus dem Euro austreten und ihn dann abwerten.
Ist dies die Variante, die Sie bevorzugen?
Ja. Die griechischen Banken gingen zwar in Konkurs, weil die Leute sofort ihre Konten leer räumen würden. Aber es ist besser, die Bücher der Banken werden neu aufgestellt, als dass die Bankgebäude niederbrennen.Sie sagten in Ihrem Referat, die Euro-Krise sei nur halb so schlimm, die eigentlichen Probleme für die Weltwirtschaft lägen in der enormen Überschuldung der USA. US-Starökonom Paul Krugman behauptet das Gegenteil. Wer von Ihnen beiden hat nun recht?
Ich will die europäischen Probleme keineswegs verharmlosen. Nur sind die amerikanischen Probleme noch grösser. Dort ist ja der gesamte private Verbriefungsmarkt für Immobilienkredite kollabiert, und der Staat organisiert heute 95 Prozent der Immobilienfinanzierung. Ausserdem hat Amerika, nicht Europa, ein gigantisches Leistungsbilanzdefizit. Die Geldgeber werden sich von den USA abwenden.Was bedeutet das für Europa?
Für Europa ist das gut, ohne schadenfreudig sein zu wollen. Denn jahrelang ist unglaublich viel Kapital nach Amerika geflossen. Wenn nun dieses Kapital teilweise in Europa investiert wird, ist das nur gut für uns.Es ist aber nicht zu befürchten, dass Amerika eine zweite weltweite Krise auslöst?
Es wäre schlimm, wenn das passieren würde. Aber ich vermute mehr, dass es nach dem derzeitigen Aufschwung stattdessen zu einer lang anhaltenden Flaute in den USA kommen wird.Wie beurteilen Sie die wirtschaftlichen Perspektiven der Schweiz?
Gut. Es wird weniger Kredit exportiert und stattdessen zur Finanzierung von Projekten in der Schweiz verwendet. Obwohl das den Franken aufwertet und die Exporte beeinträchtigt, bedeutet es per saldo mehr Wachstum. Die Schweiz bleibt der sichere Hafen, und hier wird wieder mehr investiert.Griechenland wagt ein Comeback
Das hoch verschuldete Land will erstmals seit Verkündung des gigantischen Rettungspaketes wieder Anleihen verkaufen. Experten sprechen von einem riskanten Unterfangen.
Die griechische Regierung kündigte am Montag an, Mitte Juli erstmals wieder Geldmarktpapiere mit kurzer Laufzeit verkaufen zu wollen. Finanzexperte Carsten Lüdemann von der Dekabank sprach von einem gewagten Plan: «Das könnte sich als gute Idee herausstellen, aber es könnte auch in einem Desaster enden.» Sollten Investoren der Auktion fernbleiben oder enorm hohe Zinsen verlangen, wäre dies der endgültige Beweis, dass sich Griechenland am Markt nicht mehr refinanzieren könne.
Vize-Finanzminister Philippos Sachinidis kündigte an, dass Griechenland Papiere mit drei, sechs und zwölf Monaten Laufzeiten anbieten werde. Er sagte jedoch nicht, wie viel Geld sich sein Land dabei leihen wolle. Insgesamt werden im Juli griechische Geldmarktpapiere über 4,56 Milliarden Euro fällig.
Weniger Zinsen als fürs Rettungspaket
Der Rettungsplan von EU und IWF sieht vor, dass Griechenland bis 2012 keine langjährigen Anleihen am Markt verkaufen muss. Es kann jedoch kurzfristige Papiere verkaufen, die als relativ sichere Anlage gelten.
Lüdemann hält es durchaus für möglich, dass Griechenland am Markt bei der Auktion für die Kurzfrist-Papiere weniger Zinsen zahlen muss, als für Gelder aus dem Rettungspaket mit rund fünf Prozent fällig wären – ganz einfach deshalb, weil die EU-Kreditgarantie noch besteht, wenn Griechenland das Geld zurückzahlen muss. Sollten die Investoren dennoch die Finger von den Papieren lassen, wäre dies ein Schlag für den gesamten Markt, warnte Kornelius Purps von UniCredit.
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