Rasten bei den Löwenköpfen

Auf der Fahrt von Rethimnon hinunter an die Südküste nach Agia Galini bietet sich eine Rast in Spili an. In der Ortsmitte, oberhalb der Straße mit ihrer 90°-Kurve, befindet sich der berühmte venezianische Brunnen.

Aus seinen neunzehn Löwenköpfen sprudelt herrlich kühles Wasser aus den Quellen oberhalb der Stadt, was  man bedenkenlos trinken kann. Das wird schnell klar, wenn man einige Zeit auf den Bänken am Brunnen sitzt und dem Treiben im Ort zusieht. Denn nicht nur die Touristen füllen hier leere Wasserflaschen wieder auf. Immer wieder kommen Einheimische vorbei, füllen Kanister auf, trinken einen Schluck oder halten – vor allem in den heißen Sommermonaten – einfach den Kopf unter den kräftig hervorschießenden Wasserstrahl.

Dass diese „Wasserspiele“ einen ganz besonderen Reiz auch auf die Kinder des Ortes ausüben versteht sich von selbst. Ist der Durst gestillt, empfiehlt sich ein kleiner Spaziergang durch die schmalen Gassen oberhalb des Brunnens, wo man schnell erkennt, warum Spili auch die „Gartenstadt“ genannt wird.

Für viel Platz auf der früher oft zugeparkten Hauptstraße sorgt übrigens ein gebührenfreier Parkplatz in der Ortsmitte. Dafür gilt im Ort ein absolutes Halteverbot, welches auch kontrolliert und mit saftigen „Knöllchen“ geahndet wird. Mit zahlreichen Geschäften und Tavernen hat man sich mittlerweile auf die Touristen eingestellt. Neben Wein, Raki und Honig aus der Umgebung werden in den Läden vor und hinter der engen Kurve in der Ortsmitte auch Web- und Strickwaren angeboten.

Von dem alten Kafenion direkt neben der Tankstelle hat man einen prima Überblick über das lebhafte Treiben, wobei man unbedingt auch einen Blick in’s Innere werfen sollte. Gleiches gilt übrigens auch für die Tankstelle mit dem angeschlossenen „Tante Emma“-Laden, wo es scheinbar alles irgendwo in den Regalen gibt. Oder sollte man besser sagen: für den Laden mit den eigenen Zapfsäulen neben dem Ständer für die Sonnenmilch?

Spili ist auch Bischofssitz. In dem großen, weißen Gebäudekomplex am nördlichen Ortsausgang, direkt an der Hauptstraße in Richtung Rethimnon, ist u.a. ein Priesterseminar der orthodoxen Kirche untergebracht. In der mit Natursteinen verkleideten Außenmauer des 1999 erheblich erweiterten Komplexes finden sich zahlreiche Abbildungen religiöser Motive. Einen schönen Überblick über die Anlage und den ganzen Ort hat man übrigens oben von der Straße hinüber ins Amari-Becken nach Gerakari, die hoch zu den Flanken des Kedros führt und direkt am Bischofspalast abzweigt.

Im Frühjahr 2006 glich der Platz am Brunnen übrigens einer Großbaustelle und hatte all seinen Charme verloren. Gut, das bleibt nun mal nicht aus, wenn gebaut wird und so blieb abzuwarten, was der Frühsommer bringen würde. So richtig nett ist’s geworden, mit einer neuen Plattierung, mit dekorativen Natursteinmauern unterhalb der Taverne, dessen Treppe und Terrasse mit einem braunem Holzgeländer ausgestattet wurde. Aber war’s nicht vorher viel schöner?

Hier noch einige „Spili-Impressionen“ aus vergangenen Jahren … Nicht nur die Brunnenanlage wurde umgebaut, auch die bis 2005 asphaltierte Durchgangsstraße ist mittlerweile gepflastert. Aber auch schon in den Neunziger Jahren des vergangenen Jahrhunderts gab es an der Tankstelle Sonnenschutzmittel zu kaufen, aus dem Bulli dahinter sogar Schuhe …