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In der Trutzburg des Selbstmitleids
Die Griechen kämpfen gegen den Staatsbankrott, den persönlichen finanziellen Abstieg – und viele schäumen vor Wut. Sie machen Feinde von außen für die Krise verantwortlich: die EU, den Währungsfonds, vor allem aber die Deutschen. Warum eigentlich?
Es gibt neuerdings Tage in seinem Leben, da sieht Manolis Glezos, 89, die Schatten der griechischen Geschichte wieder vor sich, als wäre es erst gestern gewesen. "Unser Land hat sich von den Nazis befreit, aber wir haben es nicht geschafft, unsere nationale Unabhängigkeit zu erreichen," schimpft er dann. "Jetzt sind die Deutschen wieder da und regeln das Spiel."
Ein Ruck geht durch den kleinen gebeugten Körper des alten Mannes, wenn er von der Schuldenkrise seines Landes, den europäischen Auflagen und der Rolle der Deutschen spricht. Die politisch Verantwortlichen in Athen sind für ihn eine "Schattenregierung" – so wie damals General Georgios Tsolakoglou, der 1941 allzu willfährig die Kapitulation vor den Nazi-Besatzern unterzeichnete und zum ersten Ministerpräsidenten einer Kollaborationsregierung wurde."Deutschland schuldet uns Milliarden"
Die eigentlichen Machthaber in Athen seien heute andere, sagt Glezos: der Internationale Währungsfonds, die Europäische Zentralbank und die EU: "Alles wird von dieser Troika bestimmt, und das Sagen haben da die Deutschen."
Der Alte spricht von den Ursachen der griechischen Krankheit, vom aufgeblähten Militäretat und von der Kapitalflucht ins Ausland. Bis zu 600 Milliarden Euro sollen da geparkt sein: "Ich kann das nicht fassen." Er spricht aber auch über Schulden und Schuld. "Deutschland schuldet uns 162 Milliarden Euro, ohne Zinsen", sagt Glezos. Er meint die Zwangsanleihe, die Griechenland an seine Besatzer abführen musste, die von ihnen entwendeten oder zerstörten Wirtschaftsgüter und die SS-Massaker in Distomo, Kalavrita oder anderswo: "Das ist eine Ungerechtigkeit, die nie wiedergutgemacht wurde."Der letzte Held der Griechen…………
Abgesehen davon, daß wir, die Deutschen , die Hauptgläubiger der EU für die Griechen geworden sind.
Deutschland garantiert für 123 Mrd Euro und wenn in Griechenland nichts positives passiert, dann sind wir dran!Statt nach Deutschland zu schielen, warum schaut keiner die Mißwirtschaft und die Korruption an und sagt hier einfach mal laut und deutlich OXI?!
Es bringt niemanden weiter, wenn man jetzt wieder auf Ereignisse von vor 60 Jahren deutet und meint, da wäre die Lösung des Problems.
Wir haben weder die 123 noch die 162 Milliarden flüssig. Dann sind halt wir pleite .
Ändert das viel in Sachen griechischer Mißwirtschaft und Korruption? Wem will man danach die Schuld geben?Und vielleicht hätten viele Bürgermeister das Geld aus der EU besser in wirtschaftliche Projektentwicklung investiert, anstatt es in nette Denkmäler in Form von Einkaufsmeilen, Straßenbau und andere Renommierprojekte zu verschwenden – und in unnütze überbezahlte Staatsjobs!
Aber es ist doch überall das gleiche Problem. Nach der Wende haben die meisten Kommunen in der Ex-DDR auch die Subventionsgelder verbaut.
Aber anstatt seine eigenen Fehler zu sehen, hat man auf die blöden Besser-Wessis geschimpft.Man sieht daran: Keiner sucht die Fehler bei sich, und entfernt mal das Brett vorm Kopf, anstatt sich mit dem Splitter im Auge des Nachbarn zu verlustieren. Es sind halt immer die anderen schuld.
Angeblich soll Öl und Gas rechtlich den USA gehören…. wobei ja auch die Türkei schon mal prüft, ab welchem km sie Bohrtürme aufstellen können.
Die Fischereirechte hat man ganz bequem an die Japaner vergeben – gegen gutes Geld denk ich mal – und neben der Dynamitfischerei ist der Fang der japanischen "Fischfabriken" der Grund, warum der Fischbestand drastisch abnimmt. Da wohnt man am Mittelmeer, aber das ist leergefischt! Das ist so, als würde ein Bauer seine letzte Kuh schlachten und sich dann beschwert, daß keine Milch da ist, weil der Ochse keine gibt. Der Franke würde sagen: Wo isn des Hirn! Und der Indianer würde sagen: "…. und wenn der letzte Fisch gefangen ist, werdet ihr feststellen, daß man Geld nicht essen kann!"
Neuerdings stehen die Chinesen auf der "Matte" um in Griechenland günstig einzukaufen. Wenn der Grieche auf der Straße glaubt, das wären die besseren Geschäftspartner, sollten sie aufpassen, die bringen ihre eigene Mafia mit. Letztendlich findet grade ein Kampf der Giganten statt. Wer wird/bleibt Weltmacht: USA, Russland oder China.
475543445955300 wrote: Aber es ist doch überall das gleiche Problem. Nach der Wende haben die meisten Kommunen in der Ex-DDR auch die Subventionsgelder verbaut.
Aber anstatt seine eigenen Fehler zu sehen, hat man auf die blöden Besser-Wessis geschimpft.Man sieht daran: Keiner sucht die Fehler bei sich, und entfernt mal das Brett vorm Kopf, anstatt sich mit dem Splitter im Auge des Nachbarn zu verlustieren. Es sind halt immer die anderen schuld.
Ach Westie, du bist doch aus Franken. da gehe ich davon aus, das du den Osten unserer gemeinsamen Heimat doch schon besucht hast. Es ist eben nicht so, das in Protzprojekte investiert wurde, sondern das Geld ist schon ( fast immer) eben sinnvoll angewandt worden. Und was sollte man mit Subventionen sinnvolleres machen, als die Infrastruktur zu verbessern. Für Hilfe sind wir Ossis dankbar und anerkennen die Anstrengungen der westlichen Bundesländer.Gleichzeitig wurde diese Entwicklung mit Anstrengungen, Entbehrungen und radikalen Umbrüchen in der ostdeutschen Gesellschaft vollzogen, die sich mancher "Wessi " wohl kaum träumen lassen würde. Ein moderner Teil des Landes und " vielfach blühende Landschaften " sind entstanden. Nur das ist auch die Verpflichtung einer Gesellschaft, möglichst gleiche Lebensverhältnisse zu schaffen. Das hat gerade Franken durch die jahrzehntelange Zonenrandförderung erfahren.
Jetzt sind wir bei Griechenland. Griechenland steht auf dem gleichen Level, wie die DDR 1990. Die alte Gesellschft funktioniert nicht mehr, neue moderne Strukturen sind nicht in Sicht.
Nun muß Griechenland sich entscheiden. Will man einen modernen Staat, kompatibel zur EU, dann muß man westeuropäische Wirtschaftsstrukturen einführen, oder man nimmt die Alternative ( die hatte die DDR nicht – zum Glück ) zurück zur archaischen vor EU-Welt.
An einer Entschuldung und einem Wiederaufbau mit Subventionen führt kein Weg vorbei. Und das ist hart und langwierig und wird selbst bei großzügiger EU- Hilfe Jahrzehnte brauchen. Und die Griechen haben auch nur ein Leben, das sie nun in Armut verbringen sollen. Schwer zu vermitteln. So ist Selbstmitleid schon zu verstehen.
Eine Patentlösung hat keiner. Aber meines Erachtens muß man sich schon dazu bekennen, das Griechenland und die Griechen zu Europa gehören und das es nicht um Banken und Fonds und Staatsanleihen in erster Linie geht, sondern um Freiheit, Wohlstand für Alle und Demokratie, griechische Werte 🙂Wie die Balten die Rosskur der Griechen überstanden
Immer neue Sparauflagen: In Lettland, Litauen und Estland hat man wenig Verständnis für die Proteste der Griechen. Die Balten mussten tiefe Einschnitte erdulden – und sehen jetzt Licht am Horizont.
Lettland, Litauen und Estland sind Beispiele dafür, wie Staaten eine Wirtschaftskrise mit Hilfe von einschneidenden Sparmassnahmen überwinden können. Die drei baltischen Länder durchlitten während der weltweiten Finanzkrise europaweit die tiefste Rezession, und ihre Bürger mussten die bitteren Pillen schlucken, die nun auch den Griechen verabreicht werden sollen.Renten, Sozialleistungen und die Gehälter im öffentlichen Dienst wurden gekürzt, die Steuern erhöht. In Lettland, das kurz vor der Zahlungsunfähigkeit stand, wurden tausende Beschäftigte im öffentlichen Dienst entlassen, Schulen und Krankenhäuser geschlossen. Die Rosskur war schmerzhaft, aber sie wirkte. Die drei ehemaligen Sowjetrepubliken sind auf dem Weg der wirtschaftlichen Erholung, und die lettische Regierung, die für die drastischen Einschnitte verantwortlich war, wurde im vergangenen Jahr sogar wiedergewählt.
Verwunderung über Griechen
«Lettland hält viele Lektionen für Griechenland bereit, aber sie kommen alle zu spät», sagt Morten Hansen, Leiter der wirtschaftlichen Fakultät der Stockholm School of Economics (SSE) in Riga. Als wichtigsten Punkt nennt er die schnelle Umsetzung von Sparmassnahmen, bevor die Unterstützung dafür in der Bevölkerung schwindet. «Man kann diese Unterstützung für einige Zeit bekommen, aber nicht für drei, vier Jahre», sagt Hansen. «Jetzt fangen die Leute (in Lettland) an, unzufriedener zu werden, aber das Schlimmste ist jetzt vorbei.»
Auffallende ParallelenDeimante Doksaite aus Litauen stimmt dem zu. «Die Griechen sind verwöhnt. Stillzuhalten hat uns geholfen, die Krise zu bewältigen», sagt Doksaite, die damals ihren Job als Pressereferentin verlor.
Dabei gibt es auffallende Parallelen zwischen Lettland 2009 und der aktuellen Lage in Griechenland. Damals näherte sich Lettland mit mehr als 300 Prozent fällig werdenden Auslandsschulden als Reserven der Zahlungsunfähigkeit.
Ich bin gespannt wie sich dieses Drama weiterentwickeln wird. Immerhin haben die Griechen jahrelang konsequent über ihre Verhältnisse gelebt.
Die griechische Regierung schätzt das allein in der Schweiz 24 Milliarden Franken an Schwarzgelder liegen sollen. da wäre etwas zu holen. Andere lassen es sich hier bei uns gut gehen (z.B. Nana Mouskuri hat ein geschätztes Vermögen von 100 – 200 Millionen Fr. und lebt in der Schweiz).
Die Superreichen wurden bis zum geht nicht mehr in Griechenland geschont, nun müssen die "Kleinen" die Zeche bezahlen. Das Korruptionssystem (Fakelaki) konnt sich jahrelang entwickeln und die meisten haben mitgespielt und einige eingesackt.
Aber jetzt müsste Griechenland 10 Jahre lang jährlich um 22% wachsen um einen vernünftigen Verschuldungsgrad zu erreichen. (Italien 11%, Irland 12%, Portugal 9%, Spanien 5%)Quo vadis Europa und Griechenland???
406D6F706D656A65040 wrote: Ich bin gespannt wie sich dieses Drama weiterentwickeln wird. ………Aber jetzt müsste Griechenland 10 Jahre lang jährlich um 22% wachsen um einen vernünftigen Verschuldungsgrad zu erreichen. (Italien 11%, Irland 12%, Portugal 9%, Spanien 5%)
Quo vadis Europa und Griechenland???
Das klingt für mich wie eine festgezogene Bremse und normal Gas geben bringt nichts.
Den Griechen wäre ein Wachstum in unserem Niveau zu wünschen (< 2%).
Nicht nur die Politiker bevölkern den viel beschworenen Hund als Flöhe … auch die Bevölkerung … nun geht der Hund baden.
Auch die vielen bemühten europäischen Politiker haben mit den Abermilliarden doch nicht wirklich vor die griechische Wirtschaft zu stärken.Dafür reichts nicht mehr…Investitionen müssen ausbleiben – keine Abwrackprämien auf " Alte Oliven " .
Vorrangiges Ziel scheint mir zu sein, die Finanzmärkte zu retten und eine Währung die nicht durch Werte ( Gold ) sondern Vertrauen gestützt wird.
Also schon sehr eigennützige Ziele …. unsnützige Ziele.
Stimmungen regieren die Märkte und ein " pschschschttt … ganz leise … wir dürfen das nicht Pleite nennen … " vorm Mikrofon der Öffentlichkeit kann nicht zur Beruhigung beitragen.Vieles wird zum Selbstläufer … Kapitalabzug von griechischen Konten … Ausbleiben von die Wirtschaft tragenden Urlaubsbuchungen … Verunsicherung durch die Verunsicherten.Da wünschte ich den Politikern mehr Handlungsfähigkeit, :-X
….doch ich sehe nur den großen schwarzen Hund -
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