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Griechenland brennt
In Athen und Thessaloniki demonstrierten 100’000-200’000 Menschen. Es kam zu schweren Ausschreitungen mit zahlreichen Verletzten. Im Parlament sorgte das Sparpaket für hitzige Debatten.
Mit einem weiteren Massenprotest haben die Bürger ihrem Unmut über das neue Sparprogramm Luft gemacht. Vor der entscheidenden Abstimmung im Parlament gingen in Athen und im nordgriechischen Thessaloniki laut Polizei insgesamt rund 100’000 Demonstranten auf die Strassen. Die Gewerkschaften sprachen von 200’000 Demonstranten.Bereits am Nachmittag kam es zu gewaltsamen Zusammenstössen. Rund 100 Demonstranten warfen Flaschen, Steine, Geröll und Rauchbomben auf die Sicherheitskräfte. Diese setzten wiederum Tränengas ein. Friedliche Demonstranten suchten in nahegelegenen Seitenstrassen Zuflucht. Nach Polizeiangaben wurde ein Beamter mit einer Schussverletzung ins Krankenhaus eingeliefert. Etliche weitere Sicherheitskräfte und Demonstranten wurden verletzt. Eine ungenannte Zahl von Randalierern wurde festgenommen.
Wenige Stunden später weiteten sich die Unruhen auf umliegende Strassen aus. Mindestens zehn Gebäude gingen in Flammen auf, darunter eine Bank, ein Geschäft für Mobiltelefone sowie ein Glaswarengeschäft und Café, wie die Feuerwehr mitteilte. Auf Fernsehaufnahmen war ein Eckgebäude zu sehen, das lichterloh brannte. Feuerwehrleute versuchten, die Flammen unter Kontrolle zu bringen. Ob sich jemand in den brennenden Gebäuden aufhielt, war zunächst unklar.
Laut dem Rettungsdienst wurden insgesamt 80 Menschen verletzt, darunter 30 Polizisten. Gruppen von Demonstrationsteilnehmern hatten versucht die Polizeiketten zu sprengen, die das Parlamentsgebäude abschirmten. Die Sicherheitskräfte setzten Tränengas gegen Demonstranten ein.
Weiterhin Wut auf Deutschland
«2020 werden wir zu Sklaven der Deutschen geworden sein», sagte der 49-jährige Ingenieur Andréas Maragoudakis unter Hinweis auf die zentrale Rolle der deutschen Regierung bei den Forderungen zur Sanierung des griechischen Staatshaushalts.
Im Athener Zentrum gab es zwei Protestzüge – neben der Hauptkundgebung auf dem Syntagma-Platz eine weitere auf dem Omonia-Platz, zu der die kommunistische Arbeiter-Kampffront (Pame) aufgerufen hatte.
45 Häuser gehen in Athen in Flammen auf
Die griechischen Parlamentarier haben mehrheitlich dem neuen umstrittenen Sparpaket zugestimmt. Abweichler wurden aus der Partei ausgeschlossen. Es kam zu schweren Demonstrationen.
Begleitet von gewaltsamen Ausschreitungen hat das griechische Parlament am frühen Montagmorgen den von EU, Internationalem Währungsfonds und Europäischer Zentralbank geforderten weiteren Sparmassnahmen zugestimmt. Das Gesetz sieht weitere drastische Ausgabenkürzungen vor. Die Einsparungen sind Bedingung für die Auszahlung eines zweiten Rettungspakets in Höhe von 130 Milliarden Euro, ohne das Griechenland im März zahlungsunfähig wäre.
Für das Gesetz stimmten 199 Abgeordnete, 74 votierten dagegen. Die griechische Regierungskoalition schloss anschliessend 43 Abgeordnete aus ihren Reihen aus. Als Grund wurde deren Abstimmungsverhalten genannt. Die Sozialisten verbannten 22 ihrer Abgeordneten, die Konservativen 21. Ihre Mehrheit im 300 Sitze zählenden Parlament schrumpfte damit von 236 auf 193.
Laos aus der Regierung ausgeschlossen
Ein dritter Koalitionspartner, die rechtsgerichtete Laos-Partei, war de facto bereits am Freitag aus der Regierung ausgeschieden, nachdem sich ihr Vorsitzender öffentlich gegen eine Zustimmung zu den Sparmassnahmen ausgesprochen hatte. Sie sehen unter anderem die Streichung jeder fünften Stelle im öffentlichen Dienst und die Kürzung des Mindestlohns um mehr als ein Fünftel vor. Gegenstand der Debatte war auch eine Einigung mit privaten Gläubigern, durch die Griechenland mindestens 100 Milliarden Euro seiner Schulden in Höhe von 360 Milliarden Euro erlassen bekäme.Mehr als 100’000 Demonstranten protestierten gestern auf dem Athener Syntagma-Platz vor dem Parlament gegen die geplanten Sparmassnahmen. Mindestens 45 Gebäude gingen in Flammen auf, Plünderer verwüsteten Dutzende Geschäfte. Es waren die schlimmsten Ausschreitungen seit Jahren. 50 Polizisten und mindestens 55 Demonstranten wurden verletzt, 45 mutmassliche Unruhestifter wurden festgenommen, weitere 40 kamen in Gewahrsam.
Keinen Platz für VandalismusZu Beginn der Abstimmung rief Ministerpräsident Lukas Papademos zur Ruhe auf und verwies auf die katastrophale finanzielle Lage des Landes.
>> Quelle
(Dem staatlichen Fernsehen zufolge griff die Gewalt auch auf die Inseln Korfu und Kreta über.)Bild der Zerstörung nach gewalttätigen Auseinandersetzungen
Während der Ausschreitungen, die sich in der Nacht von Sonntag auf Montag in Athen ereigneten, wurden 93 Gebäude zerstört oder schwer beschädigt. Viele von ihnen brannten komplett aus. Darunter mehrere neuklassizistische Bauten, die unter Denkmalschutz standen, Hotels, Kinos, Geschäfte und Bankfilialen. In Mitleidenschaft gezogen wurden etwa 170 Unternehmen, sei es durch Brände, sonstige Beschädigungen oder Plünderungen. Die entstandenen Schäden werden auf eine zweistellige Millionenhöhe veranschlagt. Allein für die Instandsetzung öffentlichen Eigentums müssen 1,5 Mio. Euro aufgewendet werden. Verantwortlich für diese Verwüstungen waren etwa 2000 Chaoten, die mit Brecheisen, Vorschlaghämmern und Brandbomben operierten. Besonders betroffen ist das Dreieck zwischen den Plätzen Syntagma, Omonia und Monastiraki.
Der Besitzer des historischen Kinos „Asty“, Jorgos Stergiakis, gab in einem Radiointerview an, dass Vermummte von ihm Geld erpressen wollten, damit sei seinen Besitz von der Randale verschonten. Andere Ladenbesitzer am Omonia Platz verbrachten die ganze Nacht über vor ihren Läden, um Übergriffe abzuwehren. Am Montagabend führten Bürgerinitiativen vor dem zerstörten Kino „Attikon“ einen stillen Protest mit Kerzen durch, um ihre Abscheu gegen einen derartigen Wandalismus zum Ausbruch zu bringen. -
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