Reply To: gr. Osterfest Teil 1 und 22017-05-26T15:57:04+02:00
janoschLE
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    Der große Donnerstag –
    Megali Pempti

    Am großen Donnerstag werden in den Familien die Ostereier bemalt. Als Symbol für das von Christus vergossene Blut werden sie hauptsächlich rot gefärbt. Wie bei uns verkörpert das Ei den Beginn allen Lebens, die rote Farbe auch Fruchtbarkeit und Tod.
    Die Dörfer auf dem Land füllen sich jetzt wieder mit Leben, denn zu Ostern kehrt eine jede Familie dorthin zurück, wo ihre Wurzeln liegen und feiert mit denen, die noch dort sind.
    Zwölf Evangelien werden in der Abendandacht gelesen und verdeutlichen noch einmal die Dramaturgie des Geschehens, des Verrats und der bevorstehenden Kreuzigung, und wieder wird die Kirche verdunkelt. Die Abendmahlsikone wird nun durch das Kreuz mit dem sterbenden Jesus ersetzt, vor dem sich die Gemeinde versammelt.

    Der große Freitag –
    Megali Paraskevi

    Noch in der Nacht wird das Grab bereitet, mit einer Unmenge von Rosen und anderen Blumen liebevoll geschmückt. Während der Karfreitagsliturgie wird der Leib Christi vom Kreuz genommen und auf das vorbereitete Grabtuch unter den geschmückten Baldachin gelegt. Wie bei einer wirklichen Beerdigung ist die Kirche brechend voll, die Totenglocke ertönt. Und wie bei einer richtigen Beerdigung zieht die Gemeinde am offenen Grab Christi vorbei und verlässt die Kirche. Den Höhepunkt dieses Abends bildet die anschließende feierliche „Beisetzung“, der Epitafio. Der geschmückte Sarg wird – begleitet von Trauergesängen – durch das Dorf oder um die Kirche zum Friedhof getragen. Jeder möchte unter dem Sarg hindurch klettern, was Segen und Gesundheit bedeutet.
    In manchen Orten, wie man es auch aus Deutschland kennt, brennen in der Nacht des Karfreitags die Osterfeuer, die der Reinigung dienen, der endgültigen Vertreibung des Winters.

    Der Große Samstag –
    Megalo Savvato

    Der nächste Tag, der große Samstag, ist eigentlich ein stiller Tag. In der Kirche steht bereits die Auferstehungsikone und der Pope streut Rosenblätter über die Häupter der Gemeindemitglieder, die sich zur Morgenandacht, zur kleinen (ersten) Auferstehung (Mikri oder Proti Anastasi), versammelt haben. Im Haushalt werden die letzten Arbeiten verrichtet und es ist Schlachttag – wenigstens auf dem Land. Das zuvor ausgesuchte und noch einige Tage liebevoll gehegte Lamm wird am großen Samstag mit einem raschen Schnitt durch die Kehle geschlachtet. Aus den Innereien wird die Magiritsa, eine Mitternachtssuppe, bereitet. Abends gegen elf Uhr ruft die Glocke die Gemeinde zur Kirchfeier. Alle haben sich vorbereitet, gute Kleidung angelegt und halten Ostereier und nun weiße Kerzen bereit. Die Kirche ist brechend voll, auch auf dem Kirchhof herrscht reges Gedränge. Wieder wird es stockdunkel. Nach einer Weile öffnet sich die schöne Pforte zum Unbetretbaren und der Papás tritt mit einer brennenden Kerze heraus. „Kommt und empfanget Licht vom ewigen Licht“.

    Christos Anesti –
    Alithos anesti

    Genau um Mitternacht ruft der Papás die erlösenden Worte. „Er ist wahrhaft auferstanden“. Mit dem Osterkuss, dem Bruderkuss der Urkirche als Zeichen des Friedens werden alle zu Brüdern und Schwestern, beglückwünschen sich mit „Chronia polla“, welches viele Jahre (Glück und Gesundheit) bedeutet. Laut wird es in der Kirche und um sie herum, Übermut und Siegesfreude über den Tod machen den Bedrückungen der Vortage Platz, Knallkörper krachen.  
    Die Zeremonie in der Kirche dauert teilweise noch bis 3 Uhr früh. Viele Menschen gehen aber bereits vorher – um nach der Fastenzeit endlich zu essen. Mit der Kohle einer brennenden Kerze wird ein Kreuz über die Haustür gemalt.

    Ostersonntag –
    Kyriaki tou Pascha

    Am Tag der Auferstehung frönt man dem Gaumenschmaus: Das Feuer für das Osterlamm wird geschürt und bereits in den frühen Morgenstunden brutzelt es vor den Häusern über der Holzkohle. Nach weiterem Kirchgang tafelt die Familie alles auf, was in den Mühen der großen Woche vorbereitet wurde.
    In Kalavrita, auf der Peloponnes, gehen in der Osternacht die männlichen Familienältesten persönlich zum Priester, um von ihm das heilige Licht zu erhalten. Dieses verteilen sie an die übrigen Familienmitglieder und führen es nach Hause, wo es dem Heim Glück und Segen bringen soll.
    Auf Korfu bringen die Familien ihr Lammfleisch in die Kirche, um es dort segnen zu lassen. Jedes Familienmitglied bekommt ein Stück vom gesegneten Lamm (Katovoli).
    Ebenfalls auf Korfu, im Dorf Episkepsi, tanzen die Priester am Ostersonntag zu Liedern, die ohne Begleitung gesungen werden.
    Über den Dörfern zieht Rauch auf – vor jedem Haus brutzelt ein Lamm am Spieß, dazu gibt es Kokorétsi, kleine Spieße aus Innereien vom Lamm, mit Darm umwickelt. Es wird gegessen, getrunken und getanzt bis spät in die Nacht.

    (gefunden in der gr. Presse)

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