-
AutorBeiträge
-
Ein Hoffnungsträger für Griechenland
Der Chinese Wei Jiafu will 3 Milliarden Dollar in den Hafen von Piräus investieren.
Der Mann heisst eigentlich Wei Jiafu und ist einer der mächtigsten Männer Asiens, aber weil er selbst einmal Schiffe steuerte, nennt er sich bis heute Kapitän, Kapitän Wei. Als er im April eine Gruppe griechischer Journalisten zu sich nach China einlud, da berichteten diese beeindruckt, Kapitän Wei habe Homers «Ilias» im Büro stehen – neben zwei Mao-Statuen. Wei trug den Griechen auf, ihrem Premierminister Folgendes auszurichten: «Ich muss ihn sehen. Und er muss Kapitän Wei sehen. Weil ich eurer Wirtschaft helfen will.» Jetzt ist er in Athen. Und natürlich sieht er am Freitag den Premier.
Der Chinese Wei Jiafu ist spätestens seit letztem Jahr auch einer der wichtigsten Männer für Griechenland. Da übernahm die Firma China Ocean Shipping Company Cosco, deren Präsident er ist, für 35 Jahre die Managementrechte für Pier 2 und 3 im Hafen von Piräus. Am 1. Juni nun tritt das neue Cosco-Team mit eigenen Leuten in Piräus seine Arbeit an. Mit dem Deal übernimmt Cosco de facto die Kontrolle des grössten Containerhafens Griechenlands. Mehr als 3 Milliarden Dollar Investment erwarten die Griechen – das Pekinger Staatsunternehmen Cosco wurde mit einem Schlag der grösste ausländische Direktinvestor der letzten Jahre. Er werde Piräus zum «Singapur des Mittelmeers» machen, versprach Wei Jiafu.
«Hilfe, die Chinesen kommen»
Das sorgte nicht nur für Jubel – im Gegenteil. Aus den Gewerkschaften erschallte ein lautes «Hilfe, die Chinesen kommen». Im Oktober empfingen die Hafenarbeiter die Chinesen auf traditionell griechische Art: mit einem 40-tägigen Streik. Mit Parolen gegen die «Kolonialherren» und gegen ein «Chinatown» Piräus. Griechenlands Kommunisten wetterten gegen das «kapitalistische System» und liessen sich auch nicht milde stimmen von der Tatsache, dass Kapitän Wei ein führender Genosse der Disziplinarkommission der KP Chinas ist. Und der Sozialist und heutige Premier Georgios Papandreou versprach noch im Wahlkampf 2009, den Hafendeal «zu überprüfen».
Welchen Unterschied ein paar Monate machen. «Heilfroh» sei die Regierung mittlerweile über einen Investor von der Finanzkraft Coscos, sagt der in Athen lebende Ökonom Jens Bastian. Und nicht wenigen griechischen Zeitungen ist der Besuch Weis mit einem Mal ein seltener Strahl der Hoffnung in dunklen Zeiten. Sie spekulieren auf weitere Investitionen Coscos – vielleicht in die Häfen von Thessaloniki oder Volos, vielleicht gar in die staatliche Eisenbahn. Sie beklatschen das Gerücht, Cosco werde seine Europazentrale von Hamburg nach Athen verlegen.
Ein Geschenk für Papandreou
«Die Chinesen haben Griechenland als Umschlagplatz entdeckt», sagt Ökonom Bastian. «Griechenland wird Chinas Tor zur EU», titelte die Zeitung «Imerisia» diese Woche im Überschwang. Für Premier Papandreou sei Weis Besuch ein Geschenk, meint Bastian: «Es ist ein Vertrauensbeweis. Ein Hinweis an die Welt: Griechenland ist mehr als nur Krise.»
Wahrscheinlich wird Kapitän Wei derjenige sein, der allzu hochfliegende Erwartungen abbremst. Er kommt nicht nur, um neues Geld nach Athen zu tragen, er will erst einmal schauen, ob das alte gut angelegt ist – die anfängliche Feindseligkeit und die Streiks, die jeden Tag Millionen Euro kosteten, überraschten ihn. Die Griechen hätten «viel Potenzial», schmeichelte Wei der Zeitung «Kathimerini» vor seinem Besuch – dann folgte die Ansage vom Kapitän: «Ändert eure Mentalität und nutzt das Potenzial!»
-
AutorBeiträge
- Du musst angemeldet sein, um auf dieses Thema antworten zu können.