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      Ein Trug, ein Atem, ein Hauch
      Gemeinsam feiern, getrennt bezahlen: Stichworte zur Krise der deutsch-griechischen Beziehungen

      Von Amanda Michalopoulou

      Kürzlich wurde in einer Athener Entbindungsklinik mein Neffe geboren. Die gesamte Familie hatte von Mitternacht bis sechs Uhr früh im Wartesaal ausgeharrt. Am selben Tag beschrieb mir eine deutsche Freundin, wie sie, als ihre Tochter mit dem ersten Kind in den Wehen lag, vor Angst weiche Knie hatte und ziellos durch die Wohnung wanderte, während sie auf Nachricht wartete. Man wird als Grieche oder als Deutscher geboren. Man kommt in einer extrovertierten oder introvertierten Familie zur Welt, in einer ungehemmten oder diskreten Gesellschaft.

      In den sechs Jahren meines Berliner Lebens habe ich mich noch nie so sehr als Repräsentantin eines Volkes gefühlt wie zu dem Zeitpunkt, als Griechenlands öffentliches Haushaltsdefizit verkündet wurde. Bis dahin war ich einfach Mutter, Ehefrau, Schriftstellerin, Journalistin – meine Nationalität stellte keinen speziellen Wertbegriff dar. Wenn ich die Krise heute aus einer gewissen Distanz betrachte, neige ich dazu, mich der Kanadierin Nancy Huston anzuschließen, die in ihrem Essay „Der verlorene Norden“ im gesellschaftlichen Exil einen Bruch in der Kontinuität zwischen den beiden Seiten des Lebens eines Expatriierten sieht: „Sie bilden zwei Welten, und diese zwei Welten sind nicht nur ungleich, sondern feindlich und hierarchisiert.“

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      westie

        Beitragsanzahl: 860

        Hallo Herbert,

        grade fiel mir dieser Artikel erst auf….

        gefällt mir sehr gut, beschreibt er doch sehr gut das was wir alle insgeheim so fühlen, wenn wir an unser liebstes griechisches Urlaubsdomizil denken und kaum sind wir weg, mit Sehnsucht auf den nächsten Aufenthalt hoffen.

        Im Prinzip geht es uns umgekehrt wie den Griechen. Die wünschen sich ab und zu diese deutsche Ordnung und Gründlichkeit, wenn sie mal wieder über ihre eigenen chaotischen Schwächen stolpern 😉 , die wir im Urlaub so liebenswert finden.
        Besonders schmunzeln mußte ich bei dem Absatz:

        „Wie nachdenkliche Kinder, die von der anderen Seite des Zaunes herüberschauen, beneiden die Deutschen die Mittelmeervölker um ihre Unbeschwertheit, ihr kulturelles Erbe und ihr Klima. Aber bloß in den Ferien.“ Wieder musste ich lächeln. Man kann die griechisch-deutsche Krise auch als Teil des ewigen Kriegs zwischen Norden und Süden verstehen, zwischen Disziplin und Radau, protestantischer Ethik und Korruption, Bier und Orangen.
        Von allen aufoktroyierten Systemen in Griechenland – vom Osmanischen Reich bis zur Diktatur von 1967 – scheint die deutsche Besatzung die wenigsten Wunden hinterlassen zu haben: Trotz ihrer Wut über alle Eroberer entwickelten die Griechen in den letzten Jahrzehnten Sympathie für die Deutschen, und die Deutschen erwiderten die Gefühle, indem sie Kreta zum Paradies erklärten und die griechische Gastfreundschaft zu einer Art Religion.

        Es beschreibt sehr gut, wie es ist, wenn man in "sein Dorf, seinen Urlaubsort" kommt und dort nicht auf Distanz, sondern auf freundliche Aufnahme und Gastfreundschaft stößt. Trotzdem.

        Gemeinsam feiern, getrennt bezahlen

        das ist so urdeutsch wie es unter Griechen üblich ist, ohne hinzusehen am Ende die Zeche durch die Personen zu teilen – und gut ist.

        Es geht letztendlich nicht um "Die Griechen", wenn Deutschland in dieser Krise sich unnachgibig zeigt und darauf besteht, daß Griechenland (also die Politik) zunächst seine Hausaufgaben machen soll (also sparen und die Korruption reduzieren), denn….

        es warten ja schon die nächsten und beobachten wie offen oder geschlossen die Geldtöpfe sind. Die einzigen Nettozahler heißen ja in der EU Deutschland und Frankreich!

        Darum sind Portugal, Spanien und Italien (die nächsten in der Schlange) ziemlich enttäuscht, weil, wenn man den Griechen eilfertig geholfen hätte, dann hätte man ihnen auch im gleichen Umfang helfen müssen und danach kämen die osteuropäische Wackelkanditaten…..

        Inzwischen haben sich ja auch Frankreich, die Niederlande sowie Östereich dieser Ansicht angeschlossen, daß man den IWF mit einbeziehen sollte.

        Ein Finanzfachmann hat die Prognose getätigt, daß im April der Euro noch weiter verfallen könnte und zwar nicht deshalb "Weil" der Dollar so stark ist, sondern weil er unter hausgemachten Problemen leidet.
        Die Krise ist noch lange nicht vorbei und deshalb muß jeder Staat sehr darauf achten, daß er mit leichter Hand nicht mehr als nötig der Krise eine weitere Verstärkung zukommen läßt – nur weil man nicht den Mut aufbringt einfach mal "Nein" zu sagen. Nein ist halt nicht so populär als den wohltätigen Gönner zu spielen.

        Das alles hat mit der Sympathie die Deutsche den Griechen gegenüber hegen gar nichts zu tun und anstatt beleidigt zu reagieren (Griechenland) oder besserwisserisch dorthin zu deuten (Deutschland) sollten einige Politiker und Medien lieber mal vorher nachdenken, anstatt sie als Plappermäulchen zu betätigen.

        Schöne Woche!

        wakefossil

          Beitragsanzahl: 160

          westie wrote: Ein Finanzfachmann hat die Prognose getätigt, daß im April der Euro noch weiter verfallen könnte

          Was täten die Währungsspekulanten nur ohne ihre "Experten"?
          Und die Medien (auch die europäischen) machen brav mit.

          westie

            Beitragsanzahl: 860

            wakefossil wrote:

            westie wrote:Ein Finanzfachmann hat die Prognose getätigt, daß im April der Euro noch weiter verfallen könnte

            Was täten die Währungsspekulanten nur ohne ihre "Experten"?
            Und die Medien (auch die europäischen) machen brav mit.

            In diesem Fall war es eben kein Spekulant, sondern ein sehr kompetenter Finanzfachmann, der den Finanzmarkt nicht nur sehr aufmerksam, sondern auch sehr kritisch beobachtet.

            Aber ansonsten stimmt´s – es sind zuviele in der Branche die ständig die Flöhe husten hören und dann doch nichts bemerken. 😉

            Das Problem ist das Gleiche wie bei der Berater-Branche, jeder kann sich Finanzberater nennen… letztendlich ist die Branche nicht durch bestimmte Ausbildungsrichtlinien geschützt.

            wakefossil

              Beitragsanzahl: 160

              Mir ging es hier nicht um die Qualifikation des Experten, sondern um die Absicht hinter der Aussage.
              Auch wenn dieser Experte vermutlich aus bestem Wissen und Gewissen seine Einschätzung kundgetan hat, so gibt es doch viele andere, die absichtlich Horrornachrichten platzieren um den Euro zu schwächen.
              Ich stelle mir immer die Frage "Cui bono?".
              Wem nützt das mediale Trommelfeuer auf den Euro, das die Auswirkung der realen Probleme auf die Kurse verstärkt?
              Am ehesten denen, die auf einen fallenden Euro-Kurs spekulieren.

              westie

                Beitragsanzahl: 860

                wakefossil wrote:
                Ich stelle mir immer die Frage "Cui bono?".

                völlig zurecht! Und das sollten sich viel mehr fragen.

                Leider ist das Hinterfragen von Gründen und Absichten nicht so weit verbreitet. Und nur weil eine Mehrheit bestimmte Meinungen vertritt, muß die Mehrheit nicht auf der richtigen Seite stehen und die richtigen Informationen haben und deshalb wird das dann alles schon so sein und seine Richtigkeit haben. ::)

                Wem nützt das mediale Trommelfeuer auf den Euro, das die Auswirkung der realen Probleme auf die Kurse verstärkt?
                Am ehesten denen, die auf einen fallenden Euro-Kurs spekulieren.

                in diesem speziellen Fall ist es keine "offizielle" Meldung die zu einem bestimmten Zweck – wie angedeutet – geäußert wird, sondern eine Trendanalyse aus der beobachtenden Position heraus getätigt. Er hat schon sehr häufig recht behalten, weil er sehr gut vernetzt ist und das globale Geschehen nicht nur finanztechnisch, sondern auch politisch beobachtet.  Er weiß selbst sehr gut wieviele unseriöse Geschäftemacher in der Branche tätig sind.

                Ich selbst bin nun schon dabei, die 3. Seniorenbetreuung zu managen und was ich in diesem Zusammenhang im Bereich Versicherungs"beratung" und Banken"beratung" erlebt habe und wieder erleben darf hat mit BeRATung nichts aber auch gar nichts zu tun. Den meisten geht es nur darum das Geld der alten Leute abzuzocken und wenn die dann abgegrast sind, dann sind sie ein Fall für die Allgemeinheit – Sozialhilfe heißt man das. Und dieser Berater von oben, hilft mir aktuell wieder einmal dabei die Sauerei anderer abzuarbeiten – und daran verdient er (das weiß er auch) keine Euro. Er tut es für mich und die gute Sache. Von der Sorte Mensch gibt´s nicht soviele mit diesem Beruf. Leider.

                Und was mich bei den Senioren"geschäften" am meisten auf die Palme bringt ist die Tatsache, daß hier Treu und Glauben und Arglosigkeit total ausgenützt werden.

                Das wollte auch mal loswerden – auch wenn´s off topic ist – man möge es mir nachsehen.  🙂

                Und darum nehme ich das auch nicht persönlich und wünsche ein schönes Osterfest mit vielen bunten Eiern!

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