Die Schlucht der Eremiten

Unterhalb von Matala, noch einige Kilometer südlich des Red Beach, befindet sich in einer der vielen nahezu unbewohnten Regionen auf Kreta die eindrucksvolle „Schlucht der Eremiten“. Bis in die Anfangsjahre des letzten Jahrhunderts lebten in dieser Schlucht, die an einer schönen Kiesbucht am Meer endet (und auch von Badebooten aus Matala angelaufen wird) viele Eremiten. Sie bewohnten Höhlen in den steilen Felswänden, die auch heute noch – teilweise mit einiger „Kraxelei“ – zu erreichen sind.

Ein rotes Band aus Oleander zieht sich längs des im Sommer ausgetrockneten Bachlaufes hinunter Richtung Meer. Zunächst noch leidlich befahrbar, verläuft der Weg später in oder neben dem Flussbett. Einige hundert Meter vor dem Meer, wo die Schlucht sich zu einem kleinen Kessel öffnet, befindet sich die kleine Kuppelkirche des Heiligen Antonios, die unterhalb einer steilen Wand in eine Felsenaushöhlung hineingebaut worden ist.

Die außen in einem Baum hängende Glocke ist aus dem Kopf einer Fliegerbombe gefertigt, direkt daneben lädt ein Bank zum schattigen Verweilen. Im Inneren der Kirche sind zahlreiche Ikonen zu bewundern, allzu neugierige Besucher werden von einem massiven Gitter in dem auch sommertags angenehm kühlen Vorraum zurückgehalten.

Zu erreichen ist der Ausgangspunkt der Wanderung über die nun von Listaros bis zum Kloster Odigitrias asphaltierte Straße. Etwa 3 km (Naturpiste) hinter dem Kloster zweigt rechts der Weg zur Schlucht ab. Vom eigentlichen Beginn der Schlucht an gerechnet, erblickt man nach 45 Minuten reiner Gehzeit das strahlende Blau des Meeres.

(ausführliche Beschreibung auf den Folgeseiten)

Von Sivas (über Listaros) führt die seit einigen Jahren asphaltierte Straße hinauf zum Kloster Odigitrias. Etwa 3 km danach verlässt man die nach Kali Limenes weiterführende Piste und es geht rechts hinab in Richtung Schlucht. Zunächst ist der Weg noch leidlich befahrbar, einen normalen Mietwagen sollte man aber kurz darauf /vor dem kreuzenden Bachlauf) abstellen und den Rest zu Fuß bewältigen.

Auch dem ungeübten Allrad-Piloten ist von einer Weiterfahrt abzuraten.
Nach etwa 30 min Fußmarsch (das Tor an der Futterstelle bitte wieder hinter sich schließen!) erreicht man den eigentlichen Beginn der Schlucht mit der Info-Tafel. Auch für die „Jeep-Profis“ ist hier Schluss …
Von nun an geht es in oder neben dem schon im Mai trockenen Bachlauf weiter Richtung Küste, begleitet von den Glöckchen der zahlreichen Ziegen, die sich zwischen den hohen Oleanderbüschen und in den Felshängen verstecken.

Zu beiden Seiten der Schlucht finden sich in den hoch aufragenden Felswänden zahlreiche Höhlen.

Von den Ziegen gerne als Unterschlupf genutzt, sind sie für einige auch zur letzten Ruhestädte geworden. Zwischen den mannshohen Sträuchern und Oleanderbüschen schlängeln sich ihre Pfade neben dem Bachbett durch die Schlucht.  Immer wieder kommt es zu plötzlichen Begegnungen, bei denen – bleibt man ruhig und bewegungslos stehen – der Vier- den Zweibeiner argwöhnisch mustert (oder auch umgekehrt) und dann nach einigen Momenten weiter seines Weges trottet. Schließlich weitet sich das Tal und links kommt die Kuppelkirche des Heiligen Antonios ins Blickfeld.

In eine Aushöhlung gebaut, duckt sie sich unter eine mächtige Felswand. Die Tür der kleinen Kirche ist in der Regel offen, dafür beschränkt im Inneren ein massives Eisengitter den Zutritt auf den Vorraum. Die Kirche besteht aus einem einzigen Schiff und zwei sog. Narthexen im rechten Winkel am Eingang, die ihr eine T-Form verleihen. Beide Narthexe tragen Kuppeln, von denen die eine noch zusätzlich einen Sockel (Timpanon) mit engen Fenstern hat.

Draußen kann man an einem eingefassten und abgedeckten Brunnen noch einmal seine Trinkwasservorräte auffüllen, bevor es auf das letzte Teilstück des Weges geht.

Auch von den Tieren wird diese einzige Wasserstelle in der „Heiligen Schlucht“ gerne genutzt, versiegt doch der Bach selbst im Mai schon oberhalb der Schlucht. In der Felswand gegenüber der Kirche waren übrigens bis vor einigen Jahren noch Lämmergeier in ihrem Horst zu beobachten. Ein schattiges Plätzchen bietet die Bank unter dem knorrigen Olivenbaum, in dem eine aus dem Kopf einer Granate oder Bombe gefertigte Glocke hängt, die sich früher direkt über dem Eingang der Kirche befand.

Erzählungen nach hat die Höhle auf dem Weg zur Kirche auf der rechten Seite der Schlucht übrigens historischen Background: Auch hier sollen sich während der türkischen Besatzungszeit Kreter versteckt gehalten haben, die letztendlich aber trotzdem entdeckt wurden. Durch eine Öffnung oberhalb warfen die Türken brennende Zweige in das Innere der Höhle und versperrten so den natürlichen Ausgang ab. Etwa 100 Menschen kamen dabei qualvoll zu Tode.

In dem nun breiter werdenden Tal dauert es noch etwa 10 Minuten, bis man den eigentlich nie überlaufenen Strand in der breiten Kiesbucht erreicht hat.

Allenfalls an deren nördlichen Ende herrscht zuweilen etwas Trubel.
Das aber auch nur, wenn gerade wieder einmal eines der von Matala oder auch Agia Galini gekommenen Badeboote seine Gäste ausgeladen hat und ein zünftiges „Strand-Barbecue“ gefeiert wird. Ansonsten hat man viel Platz in der Bucht mit ihrem kristallklarem Wasser, das eine willkommene Abkühlung nach der vor allem im Sommer „heißen Tour“ durch die Schlucht bietet.
Ein wenig Schatten findet man übrigens in kleinen Spalten und Höhlen im südlichen Bereich der Bucht.

Agios Antonios

Fotos aus dem Inneren der Kirche: