Geschichtsträchtiges Bauerndorf
Ein an sich unspektakulärer, aber hübscher Ort ist das Bauerndorf Therissos oberhalb von Chania in den Ausläufern der „Weißen Berge“ (Lefka Ori). Viel Grün prägt das Bild und sitzt man in den späten Nachmittagstunden, wenn die Sonne hinter den hohen Bergen verschwindet, in einer der zwei, drei Tavernen, kommt unwillkürlich der Gedanke vom „Ende der Welt“. Hier kann man Ruhe erleben …
Therissos ist nur nach langer Fahrt durch eine kurvige Schlucht mit stellenweise fast senkrechten Felswänden und dichtem Baumbestand zu erreichen. Durch diese Schlucht fließt auch – teilweise direkt neben der Straße – ein Bach, der die Vegetation mit Wasser versorgt und vor allem im Frühjahr für eine sehr schöne Kulisse sorgt. Allein schon wegen der Anfahrt lohnt ein Besuch in Therissos.
Doch es war nicht immer so ruhig in Therissos und der Schlucht. Vor knapp 200 Jahren verschanzten sich hier kretische Freiheitskämpfer und lieferten sich heftige Kämpfe mit den türkischen Besatzern, die Jahrzehnte später das Dorf sogar nieder brannten. Erst 1898 gelang es dann endlich mit Hilfe der europäischen Großmächte die Türken zu vertreiben und Kreta erhielt unter dem Protektorat der Schutzmächte Italien, Russland, Frankreich und Großbritannien autonomen Status.
Zu Anfang des 20. Jahrhunderts dann hatte der 1864 im Nachbardorf Mournies geborene Eleftherios Venizelos den Ort Therissos als sein Hauptquartier in der Zeit des Putsches gegen Prinz Georg eingerichtet, der nach der Autonomie als Hochkommissar eingesetzt worden war. Unter dem Wortführer Venizelos, dessen Sohn Sofoklis nach dem 2. Weltkrieg griechischer Ministerpräsident war, wurde schließlich im Mai 1913 die Vereinigung mit Griechenland erreicht. Venizelos wird auf der Insel immer noch fast wie ein Heiliger verehrt.