Von Anopoli aufs Dach der Lefka Ori

Chora Sfakion über die Serpentinen hinauf nach Anopoli . Fantastische (Ein-) Blicke in bzw. auf die „weißen Berge“ bieten sich bei der Fahrt von Anopoli hinauf zum Hochtal von Rousies zu Füßen des Pachnes.

An keiner anderen Stelle gelangt man mit einem (geländegängigen) Auto so weit ins Herz dieses Massivs hinein und kann so die beeindruckende Gebirgswüste der Levka Ori unterhalb des mit 2453 m zweithöchsten Gipfels von Kreta erkunden.

Etwa 100 m nach der Platia von Anopoli zweigt rechts die Asphaltstraße nach Norden ab, die nach etwa 1 km in eine Schotterpiste übergeht. Für die nun folgenden 20 km bis zum Ende der Piste in 1992 m Höhe über dem Meer muss man mit ungefähr eineinhalb bis zwei Stunden Fahrzeit rechnen. Vorbei an einigen neueren Schildern, die diese Strecke als „Radweg“ ausweisen, gewinnt die Piste durch den spärlicher werdenden Baumbestand an Höhe und bietet einen tollen Blick zurück auf Anopoli und über die Küste.

Selbst die etwa 40 km entfernte Insel Gavdos ist bei guter Sicht draußen auf dem Meer deutlich zu erkennen. Dominierte zu Beginn der Tour noch dichtes Grün die Kulisse, so bestimmen nach dem Passieren der Baumgrenze nur noch die Farben Grau und Schwarz das Erscheinungsbild dieser vegetationsarmen Gebirgswüste.

Graue Bergkegel und nahezu schwarze Hänge liegen links und rechts des Fahrweges, selbst Ende Mai finden sich hier oben noch Schneefelder in der schattenlosen Landschaft. Die zwar nur recht langsam aber dafür relativ problemlos zu befahrende Piste zieht sich durch ein langes Hochtal und steigt ständig an, ehe es auf dem letzten Kilometer aber richtig steil und unwegsam wird.

Ungeübte Fahrer sollten deshalb besser ihr Fahrzeug unten an der Gabelung stehen lassen und die Wanderung schon dort beginnen, da es erst oben am Ende dieses schwierig zu fahrenden Weges wieder eine Wendemöglichkeit gibt! In etwa zwei Stunden ist von dort der PachnesGipfel für trainierte Bergwanderer  zu erreichen, für den Weg zurück zum Wendeplatz ist mit etwa 90 min zu rechnen.

Der Pfad beginnt am Ende des Fahrwegs und zieht sich nach rechts die Böschung hinauf. Auf dunklem Fels steigt er in Serpentinen nach Nordwesten. Er ist mit Steinmännchen und roten Punkten markiert. Nach gut 700 m (Luftlinie!)  erreicht man am nördlichen Ende einer kleinen Hochebene die Zisterne und das RousiesMitato.

Vom Sattel dahinter mit der arg ramponierten E4Stange zieht sich nach links der Weg zum Pachnes hinauf, geradeaus geht es in Richtung KatsiveliHütte. Über den Hang oberhalb des Sattels erreicht man ein unübersichtliches Gebiet, das aus mehreren (im Mai) noch schneegefüllten Senken (sog. „Dolinen“) besteht.

In diesem Bereich gibt es jeweils durch zum Teil blasse Farbe oder Steinmännchen markierte Möglichkeiten voran zu kommen. Nachfolgend zieht sich der Weg kontinuierlich ansteigend am Hang oberhalb eines Tales verlaufend aufwärts.

Auf einem breiten Ausläufer geht es dann nach oben auf den östlichen der beiden Gipfel mit dem Kreuz. In einem Steinhaufen ist das Gipfelbuch in einem Metallgehäuse versteckt. Die gesamten Lefka Ori liegen einem hier zu Füßen, bei guter Sicht sogar große Teile von Kreta. Dieser Anblick blieb uns leider versagt, denn nach insgesamt dreieinhalb Stunden Autofahrt und gut zwei Stunden Aufstieg ließ uns ein extrem starker und eisiger Wind in gut 2100 m Höhe umkehren.

Trotz vorsorglich eingepackter und nun über gezogener Fleece-Pullis und Kapuzenjacken war der Spaß-Faktor gegen Null gesunken… So brachen wir die Tour ab und machten uns – auch angesichts des noch vor uns liegenden Rückwegs und der späten Nachmittagsstunde – wieder auf den Heimweg.

Sobald im Frühsommer ab Mitte Mai die Schneefelder abgetaut sind, kann man die Wanderung bis in den Oktober (bei gutem Wetter) unternehmen. Es gibt jedoch überhaupt keinen Schatten, so man sich gut gegen die starke Sonneneinstrahlung schützen und unbedingt ausreichend Wasser mitnehmen muss.

Bei unbeständigem Wetter, Regen oder gar Wolken/Nebel sollte man die Wanderung überhaupt nicht versuchen,  da dann die Orientierung in dem unübersichtlichen Gebiet mit den wenigen Markierungen sehr schwer fällt. Im oberen Abschnitt, der dem Wind extrem ausgesetzt ist, kann es zudem sehr kalt werden.

Schließlich befindet man sich im Hochgebirge und sollte sich, nicht nur was die Schuhe betrifft, entsprechend ausgerüstet auf den Weg machen.

Anfahrt
Anopoli – Rousies: 21 km
Dauer: 2 h

Wanderung
Rousies – Pachnes: 3 km
Dauer: 3 h (hin und zurück)

Route
siehe Kartenausschnitt rechts