Kalidon, die Lepra-Insel
Ziel unzähliger organisierter „Day Trips“ auf Kreta ist Spinalonga, die ehemalige Lepra-Kolonie. Über 400 Menschen lebten auf der wasserlosen Insel, die eigentlich Kalidon heißt. 1913 (auch 1903 ist als Zeitangabe zu finden) hatte die griech. Regierung beschlossen, hier eine Sammelstelle für ganz Kreta einzurichten.
Die bis dahin dort lebenden Nachfahren der türkischen Eroberer, denen die Venezianer erst 1714 (45 Jahre nach dem Fall Kretas!) die Inselfestung übergeben hatten, flüchteten daraufhin zuhauf. Bis 1957, als Lepra endlich heilbar war, hausten die Kranken auf der Insel in den Ruinen der türkischen und venezianischen Häuser.
Zuvor waren sie von der Polizei auf ganz Kreta zusammengetrieben worden, wo sie meist in Höhlen oder verrotteten Hütten gelebt hatten. Dazu kamen noch Kranke vom Festland, die oft eine Ausbildung oder gar ein abgeschlossenes Studium hatten und zuvor unter menschenunwürdigen Zuständen in einem Athener Krankenhaus „weggeschlossen“ waren. Unter ihrer Führung wurden die alten Gemäuer renoviert, neue Häuser gebaut und so versucht, das Leben so angenehm wie möglich zu verbringen.