Tausende Mühlen …
Es waren einmal viele tausend dieser weißbetuchten Windräder, die das Bild dieses auf 800 m Meereshöhe liegenden Plateaus prägten. Doch mittlerweile hat auch hier die moderne Technik ihren Einzug gehalten.
Motorpumpen fördern nun das zur Bewässerung der weitläufigen Felder notwendige Wasser aus dem Boden. Bis heute sorgt ein von den Venezianern entwickeltes Kanalsystem für dessen Verteilung in dem fast runden Gebirgskessel.
Gleicht die Ebene nach der Schneeschmelze im Frühjahr eher einem Stausee, so sickert das Wasser anschließend in das Kalkgestein des Untergrundes und bildet dort in zahlreichen riesigen Hohlräumen natürliche Speicher.
Bedingt durch diese alljährlichen Überschwemmungen finden sich die Dörfer der Lassithi-Hochebene ausnahmslos in etwas höherer Lage am Rand des Plateaus. Von Stalida (Stalis) an der Küste führt eine steile Serpentinenstrecke – mit tollem Blick über den gesamten Küstenabschnitt von Chersonisou bis Malia – hinauf nach Mochos und weiter zur Lassithi-Hochebene. Nach interessanter Fahrt, bei der man einen Abstecher nach Krasi einplanen sollte, erreicht man die Ebene über den Pass von Ambelos (900 m), der gesäumt wird von den Ruinen ehemaliger Getreidemühlen.
Hier nutzte man in früheren Zeiten die im Sommer starken Meltemi-Winde, die stets aus dem Norden kamen und deshalb eine starre Ausrichtung der im Durchmesser bis zu 10 m messenden, feststehenden Windräder ermöglichten.
An der dem Ambelos-Pass gegenüberliegenden Seite der Hochebene befindet sich die legendäre Geburtshöhle des Zeus, die Dikteon Andron, oberhalb des Dörfchens Psichro. Vom Parkplatz ist der Eingang zur Höhle nach etwa 20-minütigem Fußmarsch erreicht, bequemer geht’s auf dem Rücken eines Esels. Festes Schuhwerk ist jedoch nicht mehr empfohlen, da der Weg mittlerweile sehr gut ausgebaut wurde. Leider ähnelt das ehemals auf traditionelle Handarbeitskunst ausgerichtete Angebot in den Lassithi-Dörfern immer mehr dem der zahllosen Touristenshops unten an der Küste.
Auch von der natürlichen Herzlichkeit der Einwohner früherer Jahre ist nicht mehr viel zu verspüren, was angesichts der im Sommer hier durchströmenden Touristenmassen aber vielleicht auch verständlich ist.
Einen Rest des „alten Kreta“ findet sich bei der Abfahrt in Richtung Agios Nikolaos bzw. Neapoli. Über die beiden Dörfer Mesa und Exo Potami geht es hinab durch enge Kurven und eines der größten Waldgebiete der Insel.