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Ich bin anläßlich meiner Recherchen u.a. auf Ihre Webseite gestoßen.
Vielleicht kann mir ja hier jemand weiterhelfen. (Literatur, Quellen, usw.). Ich war im August 2005 auf Kreta im Urlaub. Als Geschichtsinteressierter habe ich auch den deutschen und britischen Soldatenfriedhof dort besucht. Im Rahmen weiterer Lektüre bin ich auf ein "Kuriosum" gestoßen.
Hitler-Deutschland kapitulierte bekanntlich bedingungslos am 8.5.45
Auf Kreta jedoch wurde die damalige Hauptstadt Chania erst am 24.5.1945 (also erst 16 Tage nach der Kapitulation) von den deutschen Truppen an den griechischen Bürgermeister der Stadt übergeben.
G. Harokops schreibt in seinem Buch "Die Entführung des General Kreipe" auf Seite 308 "…nachdem die Deutschen in Chania am 24.5.45 aufgegeben hatten…"
Mir fiel auch in zahlreichen, diversen anderen Publikationen zum Thema Deutsche Besatzungszeit Kretas auf, dass alle Autoren die sich mit dieser Epoche beschäftigen, den ersten Tag der dt. Besetzung (20.5.41) sehr genau angeben, wenn es aber um das Ende der Besatzungszeit geht, wird selbige immer nur sehr ungenau angegeben, i.d.R. nur mit der Jahreszahl (1945), so als wüsste es keiner ganz genau.
Ich kann darüber im Netz nirgendwo etwas finden, war jedoch über diesen Sachverhalt ziemlich überrascht und bin nun interessiert die Hintergründe dafür zu erfahren.
Weiß jemand etwas darüber ?
Gruß M.Winter, Berlin
Hallo sunnymike,
habe auch so Recht nichts Definitives dazu finden können.
Klaus Modick z.B. führt in seinem Roman "Der kretische Gast" an, dass der deutsche Festungskommandant von Chania am 8. Mai 1945 per Funk den Kapitulationsbefehl von Admiral Dönitz bekam und am 9. Mai in der Villa Ariadne bei Iraklio, vor deren Haustür General Kreipe entführt worden war, die bedingungslose Kapitulation aller noch auf Kreta stationierten deutschen Verbände unterzeichnet wurde. Zwischen Deutschen und Briten sei vereinbart worden, dass die Festung Chania stufenweise von den Besatzern geräumt und unter britische Kontrolle gelangen sollte.
Schon im Oktober waren Iraklio und Rethimon von den Deutschen aufgegeben worden. Der vollständige Rückzug von Kreta sei an mangelnden Transportmöglichkeiten gescheitert. Weil die Rote Armee zu der Zeit immer weiter nach Westen vordrang, sei die Gefahr zu groß gewesen, dass die deutschen Truppen in Griechenland abgeschnitten würden. Deshalb hätten die Deutschen auf die Rückführungen der Besatzungen auf Kreta und anderen ägäischen Inseln verzichtet und die Engländer (die selbst übrigens erst Anfang Mai in Iraklio gelandet waren) dies toleriert.
Auf Kreta seien so etwa 12.000 deutsche Soldaten geblieben, die bei Maleme, Chania und Souda zusammengezogen wurden. Es habe schon im Winter 44/45 eine Art Waffenstillstand zwischen Deutschen, Engländern und den Andartes gegeben, lediglich gegen Kommunisten hätten die Deutschen noch aktiv gekämpft.
Die Briten hätten die Deutschen quasi "als Gefangene angesehen, die sich selbst bewachen und verpflegen und ihnen die Auseinandersetzungen mit den Kommunisten abnehmen."
Am 11. Mai beispielsweise sollte laut Maren von Xylanders "Die deutsche Besatzungsherrschaft auf Kreta 1941-1945" (Verlag Rombach Freiburg) der erste Teil der sogenannten "Kernfestung" Maleme-Chania-Souda von britischen Truppen übernommen werden. Die jedoch waren auf dem Weg nach Chania von Andarten der ELAS angegriffen worden und hatten einen Notruf an die Deutschen in Chania geschickt, die dann mit einer Panzertruppe zur Hilfe kamen, damit die Siegermächte ihren Job machen konnten …
Auch in der Folgezeit übten die Briten die Herrschaft auf Kreta mit Hilfe des deutschen Militärpotentials aus. Britische Generalswagen wurden zu deren Schutz von deutschen Panzerwagen eskortiert, bis in den Juni ’45 hinein führte die deutsche Truppe Einsätze gegen Andarten und auch Verhaftungen durch. So ergaben sich eigenartige Situationen, in denen die Briten de facto mit den besiegten Deutschen gegen ihre eigentlichen Verbündeten kooperierten …
Die Evakuierung der Deutschen erfolgte dann ab dem 29. Mai und zog sich bis in den Juli hinein.
War also alles etwas durcheinander … Vielleicht liegt es an diesen Teilrückzügen und der Kooperation im (Früh-) Sommer ’45, dass keine konkretes Datum oder eben mehrere in den verschiedensten Quellen zu finden sind.
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