Festnahmen vor Protest wegen Tötung von 15-Jährigem in Athen
Ein Jahr nach dem Tod eines 15-jährigen Griechen durch eine Polizeikugel ist es in Athen in der Nacht zu neuen Ausschreitungen gekommen. Vermummte zerstörten mehrere Autos im Zentrum der griechischen Hauptstadt. Die Polizei setze massiv Tränengas ein.
In der Vorstadt Keratsini besetzten Autonome mehrere Stunden lang das Rathaus. Zuvor hatte die Polizei bei einer Razzia in einer Bar der autonomen Szene Brandflaschen, Beile und Benzinkanister entdeckt.
Die Beamten nahmen mehr als 160 Menschen in Gewahrsam. Wie die Polizei mitteilte, waren darunter auch fünf Italiener und drei Albaner. Sie wurden im zentralen Stadtteil Exarchia gefasst, wo zuvor zwei Autos in Brand gesteckt worden waren. In 70 Fällen wurde Anklage erhoben, hiess es.
Auch am frühen Morgen kam es noch zu vereinzelten Zwischenfällen. Mit Brandflaschen attackieren Vermummte eine Polizeistation in Athen. Verletzt wurde niemand. Fünf Jugendliche wurden in der Hafenstadt Thessaloniki festgenommen. Sie warfen Brandflaschen auf Autos und Polizisten, wie das Staatsradio weiter berichtete.
An diesem Wochenende jährt sich der Todestag des 15-jährigen Alexandros Grigoropoulos. Studenten- und Schülerverbände haben landesweit Demonstrationen angekündigt. Es wurde jedoch befürchtet, dass Extremisten die Gelegenheit nutzen könnten, um die griechische Hauptstadt ins Chaos zu stürzen.
Im Anschluss an einen Gottesdienst am Grab von Grigoropoulos in einem Athener Aussenbezirk sollte es einen Protestmarsch in die Innenstadt geben. Schüler und Studierende, Gewerkschaften und linksgerichtete Organisationen kündigten auch für kommende Woche Demonstrationen und Kundgebungen an.
Mehr als 10’000 Polizisten wurden in Alarmbereitschaft versetzt. Der Minister für Bürgerschutz, Michalis Chrysochoidis, warnte: "Wir werden Athen nicht den Vandalen überlassen." An die Polizei sei der Befehl ergangen, die Demonstrationen zunächst zu beobachten, aber bei Gewalt "Null Toleranz" zu zeigen.
Im Zusammenhang mit der Tötung des Jungen soll sich ein Polizist ab dem 20. Januar vor Gericht wegen Mordes verantworten.
Grigoropoulos war am 6. Dezember 2008 bei einem Polizeieinsatz in Athen getötet worden. In den folgenden Tagen und Wochen demonstrierten in Griechenland zehntausende Menschen gegen die Polizeigewalt.