König Rehhagels Thron wankt
In Griechenland macht man sich vor dem Heimspiel gegen das punktgleiche Lettland nicht mehr allzuviele Hoffnungen auf die direkte WM-Qualifikation.
Sein Thron wankt: Otto Rehhagel ist in Griechenland wieder vermehrt in die Kritik geraten.
Die Spiele vom Samstag:
17.45 Luxemburg – SCHWEIZ
20.00 Israel – Moldawien
20.30 Griechenland – Lettland
Rangliste (je 8 Spiele): 1. Schweiz 17. 2. Griechenland 14 (13:7). 3. Lettland 14 (13:8). 4. Israel 12. 5. Luxemburg 5. 6. Moldawien 3.
Am Mittwoch: Schweiz – Israel, Griechenland- Luxemburg, Lettland – Moldawien (alle 20.00 Uhr).
Bereits nach dem 1:1 gegen Moldawien waren sich die griechischen Zeitungen einig: «Es geht um Platz 2».
Die Stimmung rund um das griechische Nationalteam hat sich in diesem Jahr drastisch verschlechtert. Einst Leader und Gruppenfavorit, steht der Europameister von 2004 mit nur einem Sieg aus den letzten fünf WM-Qualifikationsspielen mit dem Rücken zur Wand. «Drama» und «Tragödie» waren die Stichworte, die in den griechischen Medien im Zusammenhang mit der Nationalmannschaft zuletzt fielen. Von einem «schwer kranken Team» war in der Zeitung «Ta Nea» die Rede.
Selbst Nationalcoach Otto Rehhagel, seit 2004 griechischer Nationalheld, steht im Kreuzfeuer der Kritik. Seine eigenwillige Personalpolitik stösst auf Unverständnis. Zuletzt sorgte die Nominierung von Verteidiger Giourkas Seitaridis für Kopfschütteln. Der im Sommer noch vereinslose Aussenläufer unterschrieb vor einem Monat bei Panathinaikos Athen, hat aber noch keine einzige Minute gespielt. Gegen Lettland könnte er zur Startformation gehören.
Vertragsverhandlungen sind Nebensache
Sollte der 2. Platz verpasst werden, könnte die Ära von Rehhagel im kommenden Sommer zu Ende gehen. Die Vertragverhandlungen mit dem Deutschen, dessen Kontrakt im nächsten Juni ausläuft, wurden vorerst auf Eis gelegt. «Erst spielen wir die Qualifikation fertig, dann reden wir», so Rehhagel. Für die Partie gegen Lettland in Athen ist er trotz allem Gegenwind optimistisch: «Die Wahrheit ist, dass wir qualitativ besser besetzt sind. Wir spielen daheim mit dem Publikum im Rücken. Alles hängt von uns ab.»
Zumindest die Formkurve spricht für Lettland. Die Balten haben zuletzt in Israel gewonnen und gegen die Schweiz ein Remis erreicht. Ein weiterer Exploit in Athen wäre ein grosser Schritt Richtung WM-Barrage und selbst die direkte Qualifikation wäre dann noch möglich. Zum Abschluss der Kampagne treffen die Letten daheim auf Moldawien, während Griechenland Luxemburg empfängt. Weder Griechenland noch Lettland dürften also am Mittwoch Punkte abgeben.
Eine spezielle Partie wird das Gastspiel in Athen auf jeden Fall für Lettlands Captain Vitalijs Astafjevs. Der 38-jährige dürfte zu seinem 157. Länderspiel-Einsatz kommen und damit mit dem europäischen Rekordhalter Martin Reim (Estland) gleichziehen.
Wenig Hoffnung in Israel
In Israel ist die Hoffnung auf einen WM-Platz seit der Heimniederlage gegen Lettland verflogen. Für das heutige Spiel gegen Moldawien dürfte das Nationalstadion nur zur Hälfte gefüllt sein. Und auch Nationalcoach Dror Kashtan versprüht alles andere als Optimismus: «Ich erwarte kein Wunder. Ich will Moldawien schlagen und dann sehen wir, was Griechenland und Lettland gemacht haben.»
Als ihn dann israelische Reporter zu einer ein wenig würzigeren Aussage aufforderten, lieferte Kashtan diese, wenn auch unfreiwillig: «Was bin ich? Ein Komiker? Muss ich die Leute zum Lachen bringen? Ich bin ein Coach, ein Profi, und ich bin nicht hier, um die Leute zu unterhalten.» Kashtan dürfte spätestens im kommenden Sommer, wenn sein Vertrag ausläuft, seinen Posten abgeben.