Trutzburg in der Einöde

Neben der unter Kali Limenes beschriebenen Anfahrt von Mires aus, ist die hoch in den Bergen im äußersten Süden von Kreta gelegene Klosteranlage auch über das Dorf Sivas, südlich von Festos zu erreichen. In 2002 waren oberhalb von Listaros noch Bauarbeiten im Gange, mittlerweile ist die Straße bis zum Kloster asphaltiert. Soll die Fahrt aber weiter nach Süden gehen, ist ein Fahrzeug mit großer Bodenfreiheit zu empfehlen.Aufgrund der einsamen Lage ist Odigitrias mit wehrhaften Mauern erbaut worden und besitzt noch einen alten Fluchtturm. Er bot den Mönchen früher Schutz vor den nicht gerade seltenen Piraten-Überfällen.

Über dem Tor sind noch die Reste einer Pechnase zu erkennen, aus der die Angreifer mit heißem Öl übergossen wurden. Der Turm war bislang über eine Holzleiter in seinem Inneren zu besteigen. Oben vom Fluchtturm hat man einen schönen Rundumblick über das Kloster und die umliegenden Berge. Heute dient der Turm den beiden noch im Kloster lebenden Mönchen teilweise noch als Lagerraum. In den traditionellen Pithoi wurden lange noch – wie schon vor Jahrhunderten – Wein, Öl, oder Getreide gelagert.

Im Frühjahr 2005 präsentierte sich das Kloster in frischem „Glanz“. Fast alle Gebäude waren neu verputzt oder gestrichen und machen nun einen wesentlich freundlichen Eindruck als noch in den Jahren zuvor. Während der türkischen Besatzungszeit diente das Kloster auch immer wieder Freiheitskämpfern als Unterschlupf. Wie beispielweise dem legendären Mönch und Freiheitskämpfer Ioasaf, der sich angeblich im Turm verschanzt hatte und den türkischen Truppen buchstäblich „bis zur letzten Patrone“ Widerstand leistete. Erst danach sei es den Türken gelungen, ihn im Kampf Mann gegen Mann zu überwältigen.

Heute ist das Kloster eher ein Ort der Ruhe und Beschaulichkeit, wird aber zunehmend auch von Touristen besucht. Ein Besuch wert ist auch die kleine Klosterkirche im Zentrum der Anlage. Das große Feuer, was sich im Juli 2005 an Sivas vorbei den Berg hoch fraß und fast Listaros vernichtet hätte, sprang über den Gebirgskamm nach Süden und hätte beinahe noch das Kloster erreicht …